Pyrena1.gif (198 Byte)   HomepagePyrena2.gif (188 Byte) Download           ContentsPyrena3.gif (195 Byte)  

Weevil News  http://www.curci.de No.5.  10pp.  27th Feb. 2001 ISSN 1615-3472 
Sprick, P. (2001): Rüsselkäferexkursion nach Malta 1993. - Weevil News: http://www.curci.de/Inhalt.html, No. 5: 10 pp.,CURCULIO-Institut: Mönchengladbach (ISSN 1615-3472). 

 

Bericht über eine einwöchige Rüsselkäferexkursion (Col., Curculionoidea) nach Malta mit Bemerkungen zu Käfergemeinschaften und zur Ökologie einiger Wirtspflanzen

Beiträge zur Ökologie phytophager Käfer VI.

von Peter Sprick

 

Mit 1 Tabelle, 29 Abbildungen, 4 Anmerkungen

 

Abstract

Report on a one-week-study trip to the island of Malta with remarks on weevil communities and on the biology of some weevil host plants (Col., Curculionoidea). Contributions to the ecology of phytophagous beetles VI.

A one-week-study trip to the island of Malta revealed 25 weevil species. Because of the lack of woodland on the island, the Cossoninae Phloeophagus gracilis and Pselactus spadix from old trunk cavities in the Buskett Gardens are remarkable species. In 1993, weevils living on Fabaceae were not active at the beginning of April. The introduced weed Oxalis pes-caprae, a species of high adaptability, is parasitized by Orobanche nana and favours obviously Smicronyx cyaneus, living on different Orobanchaceae. The weevil fauna of Plantago lagopus and Lavatera cretica is characterized.

 

Zusammenfassung

Im Rahmen einer einwöchigen Exkursion auf die Insel Malta wurden 25 Rüsselkäferarten nachgewiesen. Aufgrund des Fehlens von Wald handelt es sich bei den Funden der Cossoninen Phloeophagus gracilis und Pselactus spadix aus Stammhöhlen alter Bäume in den Buskett Gradens um bemerkenswerte Funde. 1993 waren Rüsselkäfer, die auf Schmetterlingsblütlern leben, Anfang April noch nicht aktiv. Das eingeschleppte Unkraut Oxalis pes-caprae, ein Pflanze von hoher Anpassungsfähigkeit, wird durch Orobanche nana parasitiert, wovon wiederum der an verschiedenen Orobanchaceen lebende Rüsselkäfer Smicronyx cyaneus profitiert. Die Rüsselkäferfauna von Plantago lagopus und Lavatera cretica wird charakterisiert.

 

Key Words

Curculionidae, Apionidae, Malta, Smicronyx, trunk cavity, Cossoninae, Oxalis pes-caprae, biocenoses, limestone, karst, Orobanche nana, Mecinus, Pseudapion, Plantago lagopus, Lavatera cretica

 

1            Einleitung

Bei einem einwöchigen Besuch des Inselstaats Malta vom 31.3.1993 bis 7.4.1993 wurden vom Autor vorwiegend phytophage Käfer gesammelt. Auch der Flora der Insel Malta und insbesondere den Wirtspflanzen der Käfer wurde besondere Beachtung entgegengebracht. Über die Ergebnisse dieser Studien wird hier berichtet.

Die gleichnamige Hauptinsel (246 km2) gehört mit 1200 Einwohnern pro km2 zu den am dichtesten besiedelten Regionen Europas. Die weniger dicht besiedelten Nachbarinseln Gozo mit 67 km2 und Comino mit 3 km2 wurden aufgrund des kurzen Aufenthaltes nicht besucht. Die Inseln bestehen im wesentlichen aus Kalkgestein. Die höchste Erhebung erreicht nur ca. 250 m (bei den Dingli Cliffs); vor allem im Südwesten fällt die Küste steil ins Meer ab, während der Nordosten durch buchtenreiche, flache Küsten geprägt ist.

Wälder kommen auf der Insel, deren Herrschaft häufig wechselte (u.a. Phönizier, Karthager, Römer, Araber, Ordensritter, Briten), und die schon während der phönizischen Herrschaft entwaldet worden ist, nicht mehr vor. Aber in den Buskett Gardens zwischen Rabat und den Dingli Cliffs, die während der Zeit der Ordensritter vor ca. 400 Jahren als Jagdrevier angelegt wurde, finden sich zahlreiche Altbäume mit hohlen Stubben. Bestimmend sind aber Siedlungen, Kulturflächen und Degradationsfolgegesellschaften.

Die größten Städte Maltas sind Valletta, Sliema, Hamrun, Birkirkara und Qormi im Norden sowie Rabat im südwestlichen bis mittleren Teil der Insel. Die landwirtschaftliche Nutzung ist in den Senken meist ziemlich intensiv [Fig. 1], aber auf den flachgründigen, steinigen Kalkrücken oft nur extensiv. So finden sich beispielsweise im Nordwesten im Bereich der flachen Kalkberge Wardija Ridge [Fig. 2] oder Marfa Ridge zum Teil orchideenreiche, von Gräsern, Geophyten, Kräutern, Annuellen sowie niedrigen Sträuchern geprägte flachgründige, steinige, teilweise garigueartige Kalktriften (u.a. mit Medicago spp., Tordylium apulum L., Fedia cornucopiae (L.) Gaertner [Fig. 3], Ferula communis L., Fumana arabica (L.) Spach [Fig. 4], Prasium majus L. [Fig. 5], Teucrium fruticans L. [Fig. 6], Gladiolus illyricus Koch und Iris sisyrinchium L. [Fig. 7],  sowie den Orchideen Anacamptis pyramidalis (L.) L.C.M. Richard, Ophrys bombyliflora Link [Fig. 8] , Ophrys fusca Link [Fig. 9] und Ophrys bertoloniiformis O. & E. Danesch / arachnitiformis Gren. & Phil. [Fig. 10] [Nota 1]).

In einer kleinteilig strukturierten Landschaft mit Hecken, Kalktriften, Grasfluren, Kalkackerflächen, Stein- oder verdichteten Lehmwegen in der Umgebung des Nadur Towers bei Bongiemma wurden u.a. gut ausgeprägte Ackerwildkrautgesellschaften mit Adonis annua L. [Fig. 11.], Convolvulus tricolor L., Galium verrucosum Huds., Orobanche nana (Reut.) Noe [Fig. 12], Scandix pecten-veneris L., Medicago spp., Scorpiurus muricatus L. agg., Tordylium apulum L. oder Trisetaria aurea (Ten.) Pign. angetroffen. An Wegrändern, Mauern und Felspfannen (mit Feinerderesten) fanden sich Antirrhinum tortuosum Bosc, Bellis annua L., Plantago coronopus L. u.a. - die beiden letzteren mit z.T. nur 1-2 cm hohen Zwergformen. Eine hohe Pflanzenartenvielfalt ist auch in den mehr oder weniger extensiv beweideten Kalktriften vorhanden.

In den feinerdereicheren Senken ist die Bewirtschaftung dagegen intensiv, teilweise findet sich Bewässerungsfeldbau, so z.B. im Nordwesten bis Norden, aber auch bei Mdina bzw. Rabat. Auffällig ist die Dominanz des Neophyten Oxalis pes-caprae L. (Herkunft: Südafrika) in vorwiegend intensiv genutzten Gebieten Maltas [Fig. 13] [Nota 2].

Die Fließgewässer der Insel führen meist nur zeitweise Wasser, da der durchlässige Kalkuntergrund das Wasser meist ziemlich schnell versickern lässt. Die Kalkgebiete sind weitgehend verkarstet, und auch Höhlenbildungen kommen vor. Auf der Südseite der Insel befinden sich im Südwesten die Dingli Cliffs und etwas weiter östlich die nur vom Meer zu erreichende “Blaue Grotte“ [Fig. 14]. An den windexponierten Kanten der Dingli Cliffs hält sich der Boden oft nur in kleinen Felspfannen. Hier wachsen interessante Arten wie z.B. Hypericum aegypticum L. oder Ranunculus cf. flabellatus Desf. [Fig. 15], an windgeschützteren Stellen kommen dagegen auch typische Küstensträucher wie Euphorbia dendroides L. auf [Fig. 16]; häufig sind die Bestände mehr oder weniger ruderalisiert, wie aus dem starken Aufkommen von Neophyten wie z.B. Opuntia spec. ersehen werden kann.

Das trockenheiße Klima ist durch aride Bedingungen während des Sommerhalbjahres und durch milde, feuchte Winter geprägt. Die mittlere jährliche Niederschlagsmenge beträgt 520 mm, ist jedoch stärkeren Schwankungen unterworfen. Die mittlere Januartemperatur beträgt 12 °C, im Juli/August liegt sie bei 25 °C. Während der Exkursion war die Witterung an 3-4 Tagen noch ziemlich kühl, und es wehten oft relativ starke Winde.

 

2            Methodik

Da das Studium der Interaktion Pflanze - Insekt (Rüsselkäfer) im Mittelpunkt der Reise stand, wurde zum Nachweis mono- oder oligophager Rüßler vorwiegend der gezielte Kescherfang an potentiellen Wirtspflanzen eingesetzt. Darüber hinaus wurde auch nach den für Curculioniden charakteristischen Fraßspuren (Rand-, Lochfraß) gesucht. Methoden, die im allgemeinen nicht die Klärung von Wirtspflanzenbindungen erlauben, wie z.B. das Aussieben von Pflanzenstreu mit dem Käfersieb, wurden nur ausnahmsweise eingesetzt.

 

3            Ergebnisse

Bei der Exkursion konnten (nur) 25 Rüsselkäferarten nachgewiesen werden [Tab. 1]. Aus dem Artenspektrum und der angetroffenen Flora kann geschlossen werden, dass viele Arten noch inaktiv waren. So wurden zwar viele verschiedene Schmetterlingsblütler angetroffen, insbesondere aus den Gattungen Astragalus, Hedysarum, Lathyrus, Lotus, Medicago, Melilotus, Trifolium oder Vicia. Diese begannen gerade zu blühen (Melilotus), standen in voller Blüte (z.B. Hedysarum coronarium L. [Fig. 17], Lathyrus clymenum L. [Fig. 18], Lotus cytisoides L. [Fig. 18])  oder fruchteten zum Teil bereits (Medicago spp., Trifolium tomentosum L., [Fig. 11]). Von der großen Anzahl an Fabaceen lebender Rüsselkäfer wurde aber trotz intensiver Suche nur eine einzige Art in lediglich einem Exemplar nachgewiesen (Sitona discoideus); von den hier lebenden Apioniden, Hypera-, Tychius- und weiteren Sitona-Arten war noch nichts zu sehen. Auch waren keine Fraßspuren an diesen Pflanzen zu finden.

Dagegen waren der meist im ersten Frühjahr aktive Brachycerus undatus [Fig. 19] und der herbst- und winteraktive Otiorhynchus lugens immer wieder vereinzelt zu beobachten, ebenfalls ein deutlicher Hinweis für den zumindest in diesem Jahr relativ (zu) frühen Untersuchungszeitraum. Eine Zuordnung zu möglichen Wirtspflanzen war bei diesen flugunfähigen mittelgroßen (bis großen) Käfern, die weite Strecken über den Boden laufen, nicht möglich.

Zur Lage der Fundorte siehe [Fig. 29].

 

3.1             Besprechung einiger Arten

(Nomenklatur nach Abbazzi und Osella [Abbazzi & Osella 1992])

·                    Taeniapion rufescens [Fig. 20]

T. rufescens ist eine im Mittelmeergebiet verbreitete Art. Die Wirtspflanze, das zu den Brennesselgewächsen gehörende Glaskraut (Parietaria officinalis L. agg.), hat einen Vorkommensschwerpunkt an alten Mauern bzw. in der Umgebung alter Burgen und Schlösser, kommt aber auch in halbschattigen nährstoffreichen Ruderalfluren wärmerer Gebiete vor. Die Funde stammen von Steinmauern der alten Festung Mdina.

·                    Perapion hydrolapathi

Diese Art wurde nordwestlich der Festung Mdina [Fig. 17] an Wegrändern kleinteiliger Gartenflächen von einer großblättrigen Rumex-Art gekeschert. Sie dürfte hier charakteristisch für Gebiete niederer Lagen mit Bewässerungsfeldbau sein.

·                    Phloeophagus gracilis [Fig. 21]

Für die Fauna Maltas als bemerkenswert einzustufen sind holzbewohnende Arten, wie der in den Höhlen alter Bäume lebende Phloeophagus gracilis, der auf Malta wohl vor allem am Fundort Buskett Gardens mit seinen alten und teilweise hohlen Laubbäumen zu erwarten ist. Zudem waren hier zahlreiche alte Bäume durch Müllablagerungen beeinträchtigt und vor allem durch Einwirkung von Feuer, wohl infolge von starkem Besucherverkehr (beliebtes Ausflugsziel) bzw. Vandalismus, innen ausgebrannt, so dass das Substrat der Tiere, Baummulm, oft nicht mehr vorhanden war. Bei Folwaczny findet sich für Malta noch keine Angabe [Folwaczny 1973]; die Art wird aber u.a. für Sizilien und Algerien genannt.

·                    Pselactus spadix

Eine weitere Cossonine, die hier ebenfalls gefunden wurde, ist weniger anspruchsvoll und ein typisches Küstentier, das sich mit Treibholz ausbreitet und an den flachen Küsten zahlreicher Länder, z.B. auch der Nordsee, gefunden werden kann. Die feuchtigkeitsliebende Art besiedelt küstennahe Wälder und sogar die Holzpfähle von Hafenanlagen und tritt nahezu kosmopolitisch auf [Folwaczny 1973]; für Malta findet sich hier ebenfalls noch keine Angabe. Vielleicht ist auch Phloeophagus gracilis erst in den letzten 400 Jahren auf diesem Wege nach Malta gekommen.

·                    Smicronyx cyaneus

In den flachen Senken, aber auch in Gebieten mit Terrassenfeldbau, kam es häufig zu Massenentwicklungen des Neophyten Oxalis pes-caprae L. [Fig. 13], der z.B. bei Mdina die indigene Begleitflora der Kulturflächen und die Vegetation angrenzender Lebensräume nahezu verdrängte; vgl. [Nota 3]. Der auf Malta heimische Parasit Orobanche nana (Reut.) Noe [Fig. 12] - mit einem für die Gattung sehr weiten Wirtsspektrum [Uhlich et al. 1995] - und der an Orobanche- und Cistanche-Arten lebende Rüsselkäfer Smicronyx cyaneus (vgl. Tab. 1) profitierten davon jedoch offenbar. Günstige Bedingungen fand Smicronyx cyaneus z.B. auf krautreichen Kalkackerflächen in der Umgebung des Nadur Towers. Für zu dichtwüchsige, stärker gedüngte Oxalis-Beständen schien dies jedoch nicht in gleichem Maße zuzutreffen.

·                    Baris spoliata [Fig. 22]

Diese von Südwest-Europa und Nordwest-Afrika bis Italien und Algerien verbreitete Art wurde hier im Unterschied zu den Angaben bei Porta [Porta 1932] oder Hoffmann [Hoffmann 1954] nicht an Camphorosma monspeliaca L., sondern an Beta vulgaris L. (Wildform), die ebenfalls zu den Gänsefußgewächsen (Chenopodiaceae) gehört, in 3 Exemplaren gefunden.

·                    Ceutorhynchus melitensis [Fig. 23]

Die nach der Insel Malta benannte Art, die auch in Italien vorkommt, wurde hier in der Um­gebung des Nadur Towers bei Bongiemma nachgewiesen. Wirtspflanze ist ein Kreuzblütler (wahrscheinlich eine Eruca- oder Diplotaxis-Art).

·                    Mogulones peregrinus [Fig. 24]

Diese sehr schön gezeichnete Art wurde in 8 Exemplaren von Borago officinalis L. und in einem Exemplar von Echium arenarium Guss. gesammelt. Die Art ist nach Hoffmann in Frankreich mit Ausnahme Korsikas selten [Hoffmann 1954]; er gibt an, dass sich die Tiere auf Borago officinalis L. und Cerinthe major L. [Fig. 25] treffen: Beide Pflanzenarten waren auch am Fundort des Rüsselkäfers bei Mdina vertreten. Bereits Porta gibt Malta als Fundort der Art an. [Porta 1932]

 

3.2            Biozönosen

3.2.1   Fauna von Plantago lagopus L.

Interessant ist, dass auf dieser im Mittelmeergebiet verbreiteten Pflanze auch auf Malta drei Rüsselkäferarten gefunden werden konnten (Mecinus pyraster, M. circulatus, Gymnetron variabile). Dieselbe Artenkombination habe ich auch einmal in Nordost-Spanien (Prov. Gerona) auf diesem Wegerich beobachtet. Ich bezeichne die Tiere von Plantago lagopus L., die meist über geringfügig dichtere und breitere Schuppenhaare verfügen, hier vorläufig als f. andalusicus. Mecinus andalusicus Faust gilt heute allgemein als Synonym von M. pyraster, der in Mitteleuropa auf Plantago lanceolata lebt; siehe auch Reitter [Reitter 1906] und [Nota 4]. Caldara (schriftl. Mitteilung) arbeitet zur Zeit an einer Revision der Gruppe; er hat u.a. Gymnetron variabile in die Gattung Mecinus versetzt und weist darauf hin, dass die systematische Klärung der Gruppe von Wirtspflanzenstudien begleitet werden muss.

Pl. lagopus wurde offenbar als Rüsselkäferwirtspflanze lange Zeit übersehen, da sie z.B. von Hoffmann bei keinem dieser drei Rüßler erwähnt wird [Hoffmann 1958]. Erstmals wird Plantago lagopus von Tempère und Péricart mit Gymnetron variabile in Zusammenhang gebracht. [Tempère & Péricart 1989]

 

3.2.2   Fauna von Lavatera cretica L.

Lavatera cretica ist nicht nur äußerlich den in Mitteleuropa verbreiteten Malvaceen wie Malva sylvestris L. ähnlich, vgl. [Fig. 26], sondern wird offensichtlich auf Malta auch weitgehend von denselben Rüsselkäferarten besiedelt, wie andernorts M. sylvestris (die auch auf Malta vorkommt). L. cretica wächst hier ziemlich verbreitet an Wegrändern und in trocken­warmen Ruderalfluren, so dass auch von einer weiten Verbreitung der hier nachgewiesenen Rüßler auf Malta ausgegangen werden kann (Aspidapion radiolus, Malvapion malvae, Pseudapion rufirostre, Baris timida).

Die maltesischen Exemplare von Pseudapion rufirostre weichen in einigen Merkmalen recht deutlich von Exemplaren derselben Art aus Niedersachsen (von Malva sylvestris) oder aus Griechenland ab: Sie sind etwas größer (2,6-2,9 mm, im Vergleich zu 2,3-2,55 mm), der blaue Metallglanz ist etwas deutlicher ausgeprägt, und die Behaarung ist spärlicher (die Haare sind schmaler und liegen weniger dicht), vgl. [Fig. 27]. C. Giusto, dem ich mehrere Exemplare vorgelegt habe, stimmt mit mir in der Merkmalsdiagnose überein, meint aber, dass die Tiere noch in der Variationsbreite des rufirostre lägen. Vielleicht handelt es sich hier um eine in Aufspaltung begriffene Art, die bereits über eine andere Wirtspflanzenpräferenz verfügt. Auf die Ähnlichkeit von Lavatera cretica und Malva sylvestris wird bereits von Pignatti besonders hingewiesen. [Pignatti 1982]

 

4            Abschließende Bemerkungen

Der kurze Aufenthalt erlaubt natürlich keine umfassende Beurteilung der Bedeutung der Lebensräume Maltas für Rüsselkäfer. Neufunde für die Insel Malta oder sehr selten gefundene Arten sind die holzbewohnenden Cossoninen Phloeophagus gracilis und Pselactus spadix. Eine auffallende Häufung von Rüsselkäfern war in der Umgebung von Mdina sowie in der Umgebung des Nadur Towers bei Bongiemma festzustellen [Tab. 1]. Das letztgenannte Gebiet ist weniger dicht besiedelt, durch flachgründige Kalkböden, eine kleinteilige Nutzung, Hecken und Steinmauern geprägt (altes reich strukturiertes, extensiv genutztes Kulturland).

Hier hatte ich auch meine bisher einzige Begegnung mit einem ausgewachsenen Exemplar des Europäischen Chamaeleons (Chamaeleo chamaeleon), das ich aus einer dichten, feldbegrenzenden Hecke geklopft habe. Auf Malta nicht selten zu beobachten war daneben der Gefleckte Walzenskink (Chalcides ocellatus), ein Bewohner der Steinrücken und vor allem auch der Straßen begleitenden Steinmauern [Nota 3] [Fig 28]. Allerdings gingen die ersten Beobachtungen auf überfahrene Exemplare zurück. Auf den Felsterrassen bei Mdina wurde auch die nicht allzu seltene Malta-Eidechse (Podarcis filfolensis) angetroffen [Fig. 13]. - Die Bestimmung der Reptilien erfolgte nach Arnold und Burton. [Arnold & Burton 1983]

Negativ fiel auf, dass Malta über eine sehr hohe Anzahl an Jägern verfügt, dass allenthalben Lockvögel in kleinen Käfigen (so z.B. an den Dingli Cliffs oder bei Delimara) exponiert sind, in der Nähe oft der Jäger mit seiner Flinte im Anschlag, wodurch die freie Begehbarkeit der verbliebenen naturnahen Bereiche oft zusätzlich eingeschränkt wird. Wenn man dies kritisiert, sollte man dabei aber nicht vergessen, darauf hinzuweisen, dass auch in Deutschland praktisch der gesamte Wald durch eine Art biologischer Freilandhaltung von Rehen, Hirschen und Wildschweinen (Winterfütterung, Anlage von Schießbahnen an Futterstellen) durch eine privilegierte Gruppe missbraucht wird.

 

5            Danksagung

Für viele Hinweise zur Herstellung der Abbildungen danke ich Friedhelm Bahr und Dr. Peter Stüben. Dr. Carlo Giusto (Varazze/Italien) und Dr. Roberto Caldara (Milano) danke ich für Ihre freundlichen Anmerkungen zur Variabilität von Pseudapion rufirostre bzw. Gymnetron variabile.

 

6            Literatur

Abbazzi, P. & G. Osella (1992):

Elenco sistematico-faunistico degli Anthribidae, Rhinomaceridae, Attelabidae, Apionidae, Brentidae, Curculionidae italiani (Insecta, Coleoptera, Curculionoidea). Redia (Firenze) 75(2), 3. Ser. 267-414.

Arnold, E.N. & J.A. Burton (1983):

Pareys Reptilien- und Amphibienführer Europas, 270 pp. Hamburg und Berlin.

Bernhardt, K.-G. (1986):

Oxalis pes-caprae L., ein anpassungsfähiger Neophyt in Sizilien. Bauhinia 8/3, 141-148.

Bernhardt, K.-G. (1987):

Die Vegetation der Steinrücken in Sizilien. Archiv Naturschutz Landschaftsforschung 27(1), 1-15.

Buttler, K.P. (1986):

Orchideen. Die wildwachsenden Arten und Unterarten Europas, Vorderasiens und Nordafrikas. Hrsg: Steinbach, G., 288 pp., München.

Folwaczny, B. (1973):

Bestimmungstabelle der paläarktischen Cossoninae (Coleoptera, Curculionidae) ohne die nur in China und Japan vorkommenden Arten nebst Angaben zur Verbreitung. Entomol. Blätter 69(2), 65-180.

Hildebrand’s Urlaubskarte:

Malta. 1 : 38 000, 5. Auflage. Frankfurt/ Main, aktualisiert 1992.

Hoffmann, A. (1950):

Coléoptères Curculionides (Première Partie). Faune de France 52, 1-486.

Hoffmann, A. (1954):

Coléoptères Curculionides (Deuxième Partie). Faune de France 59, Paris, 487-1208.

Hoffmann, A. (1958):

Coléoptères Curculionides (Troisième Partie). Faune de France 62, Paris, 1209-1840.

Pignatti, S. (1982):

Flora d’Italia. Volume 2, 732 pp. et Volume 3, 780 pp., Bologna.

Porta, A. (1932):

Fauna Coleopterorum Italica 5. Rhynchophora - Lamellicornia. Anthribidae, Brenthidae, Curculionidae, Nemonychidae, Ipidae, Lucanidae, Scarabaeidae. 476 pp., Piacenza.

Reitter, E. (1906):

Bestimmungs-Tabellen für die Curculionidengruppe der Mecinini (Gymnetrini) aus Europa und den angrenzenden Ländern. Verhandlungen Naturforschender Verein Brünn 45, 7-50.

Tempère, G. & J. Péricart (1989):

Coléoptères Curculionidae. Quatrième Partie: Compléments. Faune de France 74, Paris, 536 pp.

Uhlich, H., J. Pusch & K.-J. Barthel (1995):

Die Sommerwurzarten Europas. Gattung Orobanche. Die Neue Brehm-Bücherei 618, 235 pp., Magdeburg.

 

Anschrift des Verfassers:

Dr. Peter Sprick

Curculio-Institut

Weckenstr. 15

D-30451 Hannover

eMail: psprickcol@t-online.de