Weevil News | http://www.curci.de | No.5. | 10pp. | 27th Feb. 2001 | ISSN 1615-3472 |
Sprick, P. (2001): Rüsselkäferexkursion nach Malta 1993. - Weevil News: http://www.curci.de/Inhalt.html, No. 5: 10 pp.,CURCULIO-Institut: Mönchengladbach (ISSN 1615-3472). |
Bericht über eine einwöchige Rüsselkäferexkursion (Col.,
Curculionoidea) nach Malta mit Bemerkungen zu Käfergemeinschaften und zur
Ökologie einiger Wirtspflanzen
Beiträge zur Ökologie phytophager Käfer VI.
von Peter
Sprick
Mit 1 Tabelle, 29 Abbildungen,
4 Anmerkungen
Abstract
Report on a one-week-study trip to the island of Malta with remarks on
weevil communities and on the biology of some weevil host plants (Col.,
Curculionoidea). Contributions to the ecology of phytophagous beetles VI.
A one-week-study trip to the island of Malta revealed 25 weevil species.
Because of the lack of woodland on the island, the Cossoninae Phloeophagus
gracilis and Pselactus spadix from old trunk cavities in the Buskett
Gardens are remarkable species. In 1993, weevils living on Fabaceae were not
active at the beginning of April. The introduced weed Oxalis pes-caprae,
a species of high adaptability, is parasitized by Orobanche nana and
favours obviously Smicronyx cyaneus, living on different Orobanchaceae.
The weevil fauna of Plantago lagopus and Lavatera cretica is
characterized.
Zusammenfassung
Im Rahmen einer einwöchigen Exkursion
auf die Insel Malta wurden 25 Rüsselkäferarten nachgewiesen. Aufgrund des
Fehlens von Wald handelt es sich bei den Funden der Cossoninen Phloeophagus
gracilis und Pselactus spadix aus Stammhöhlen alter Bäume in den
Buskett Gradens um bemerkenswerte Funde. 1993 waren Rüsselkäfer, die auf
Schmetterlingsblütlern leben, Anfang April noch nicht aktiv. Das
eingeschleppte Unkraut Oxalis pes-caprae, ein Pflanze von hoher
Anpassungsfähigkeit, wird durch Orobanche nana parasitiert, wovon
wiederum der an verschiedenen Orobanchaceen lebende Rüsselkäfer Smicronyx cyaneus
profitiert. Die Rüsselkäferfauna von Plantago lagopus und Lavatera
cretica wird charakterisiert.
Key Words
Curculionidae, Apionidae, Malta, Smicronyx,
trunk cavity, Cossoninae, Oxalis pes-caprae, biocenoses, limestone,
karst, Orobanche nana, Mecinus, Pseudapion, Plantago lagopus, Lavatera
cretica
1 Einleitung
Bei einem einwöchigen Besuch des
Inselstaats Malta vom 31.3.1993 bis 7.4.1993 wurden vom
Autor vorwiegend phytophage Käfer gesammelt. Auch der Flora der Insel
Malta und insbesondere den Wirtspflanzen der Käfer wurde besondere Beachtung
entgegengebracht. Über die Ergebnisse dieser Studien wird hier berichtet.
Die gleichnamige Hauptinsel (246 km2)
gehört mit 1200 Einwohnern pro km2 zu den am dichtesten besiedelten
Regionen Europas. Die weniger dicht besiedelten Nachbarinseln Gozo mit 67 km2
und Comino mit 3 km2 wurden aufgrund des kurzen Aufenthaltes nicht
besucht. Die Inseln bestehen im wesentlichen aus Kalkgestein. Die höchste
Erhebung erreicht nur ca. 250 m (bei den Dingli Cliffs); vor allem im Südwesten
fällt die Küste steil ins Meer ab, während der Nordosten durch buchtenreiche,
flache Küsten geprägt ist.
Wälder kommen auf der Insel, deren
Herrschaft häufig wechselte (u.a. Phönizier, Karthager, Römer, Araber,
Ordensritter, Briten), und die schon während der phönizischen Herrschaft
entwaldet worden ist, nicht mehr vor. Aber in den Buskett Gardens zwischen
Rabat und den Dingli Cliffs, die während der Zeit der Ordensritter vor ca. 400
Jahren als Jagdrevier angelegt wurde, finden sich zahlreiche Altbäume mit
hohlen Stubben. Bestimmend sind aber Siedlungen, Kulturflächen und
Degradationsfolgegesellschaften.
Die größten Städte Maltas sind
Valletta, Sliema, Hamrun, Birkirkara und Qormi im Norden sowie Rabat im südwestlichen
bis mittleren Teil der Insel. Die landwirtschaftliche Nutzung ist in den Senken
meist ziemlich intensiv [Fig. 1], aber auf den
flachgründigen, steinigen Kalkrücken oft nur extensiv. So finden sich
beispielsweise im Nordwesten im Bereich der flachen Kalkberge Wardija Ridge [Fig. 2] oder Marfa Ridge zum Teil orchideenreiche,
von Gräsern, Geophyten, Kräutern, Annuellen sowie niedrigen Sträuchern
geprägte flachgründige, steinige, teilweise garigueartige Kalktriften (u.a.
mit Medicago spp., Tordylium apulum L., Fedia cornucopiae
(L.) Gaertner [Fig. 3], Ferula communis L., Fumana
arabica (L.) Spach [Fig. 4], Prasium majus L. [Fig. 5], Teucrium fruticans L. [Fig. 6], Gladiolus illyricus Koch und Iris sisyrinchium L.
[Fig. 7],
sowie den Orchideen Anacamptis pyramidalis (L.) L.C.M. Richard, Ophrys
bombyliflora Link [Fig. 8] , Ophrys fusca Link
[Fig. 9] und Ophrys bertoloniiformis O. & E. Danesch /
arachnitiformis Gren. & Phil.
[Fig. 10]
[Nota 1]).
In einer kleinteilig strukturierten
Landschaft mit Hecken, Kalktriften, Grasfluren, Kalkackerflächen, Stein- oder
verdichteten Lehmwegen in der Umgebung des Nadur Towers bei Bongiemma wurden
u.a. gut ausgeprägte Ackerwildkrautgesellschaften mit Adonis annua L.
[Fig. 11.], Convolvulus tricolor L.,
Galium verrucosum Huds.,
Orobanche nana (Reut.) Noe [Fig. 12], Scandix pecten-veneris L.,
Medicago spp., Scorpiurus muricatus L. agg., Tordylium apulum
L. oder Trisetaria aurea (Ten.) Pign. angetroffen. An Wegrändern, Mauern und Felspfannen (mit Feinerderesten)
fanden sich Antirrhinum tortuosum Bosc,
Bellis annua L., Plantago coronopus L. u.a. - die beiden
letzteren mit z.T. nur 1-2 cm hohen Zwergformen. Eine hohe
Pflanzenartenvielfalt ist auch in den mehr oder weniger extensiv beweideten
Kalktriften vorhanden.
In den feinerdereicheren Senken ist
die Bewirtschaftung dagegen intensiv, teilweise findet sich
Bewässerungsfeldbau, so z.B. im Nordwesten bis Norden, aber auch bei Mdina bzw.
Rabat. Auffällig ist die Dominanz des Neophyten Oxalis pes-caprae L. (Herkunft:
Südafrika) in vorwiegend intensiv genutzten Gebieten Maltas [Fig. 13] [Nota 2].
Die Fließgewässer der Insel führen
meist nur zeitweise Wasser, da der durchlässige Kalkuntergrund das Wasser
meist ziemlich schnell versickern lässt. Die Kalkgebiete sind weitgehend
verkarstet, und auch Höhlenbildungen kommen vor. Auf der Südseite der Insel
befinden sich im Südwesten die Dingli Cliffs und
etwas weiter östlich die nur vom Meer zu erreichende “Blaue Grotte“ [Fig. 14]. An den windexponierten Kanten der Dingli
Cliffs hält sich der Boden oft nur in kleinen Felspfannen. Hier wachsen
interessante Arten wie z.B. Hypericum aegypticum L. oder Ranunculus
cf. flabellatus Desf. [Fig. 15], an windgeschützteren Stellen kommen dagegen
auch typische Küstensträucher wie Euphorbia dendroides L. auf [Fig. 16]; häufig sind die Bestände mehr oder weniger
ruderalisiert, wie aus dem starken Aufkommen von Neophyten wie z.B. Opuntia
spec. ersehen werden kann.
Das trockenheiße Klima ist durch aride
Bedingungen während des Sommerhalbjahres und durch milde, feuchte Winter
geprägt. Die mittlere jährliche Niederschlagsmenge beträgt 520 mm, ist jedoch
stärkeren Schwankungen unterworfen. Die mittlere Januartemperatur beträgt 12
°C, im Juli/August liegt sie bei 25 °C. Während der Exkursion war die Witterung
an 3-4 Tagen noch ziemlich kühl, und es wehten oft relativ starke Winde.
2 Methodik
Da das Studium der Interaktion Pflanze
- Insekt (Rüsselkäfer) im Mittelpunkt der Reise stand, wurde zum Nachweis mono-
oder oligophager Rüßler vorwiegend der gezielte Kescherfang an potentiellen
Wirtspflanzen eingesetzt. Darüber hinaus wurde auch nach den für Curculioniden
charakteristischen Fraßspuren (Rand-, Lochfraß) gesucht. Methoden, die im
allgemeinen nicht die Klärung von Wirtspflanzenbindungen erlauben, wie z.B. das
Aussieben von Pflanzenstreu mit dem Käfersieb, wurden nur ausnahmsweise
eingesetzt.
3 Ergebnisse
Bei der Exkursion konnten (nur) 25
Rüsselkäferarten nachgewiesen werden [Tab. 1].
Aus dem Artenspektrum und der angetroffenen Flora kann geschlossen werden,
dass viele Arten noch inaktiv waren. So wurden zwar viele verschiedene
Schmetterlingsblütler
angetroffen, insbesondere aus den Gattungen Astragalus, Hedysarum, Lathyrus,
Lotus, Medicago, Melilotus, Trifolium oder Vicia. Diese begannen
gerade zu blühen (Melilotus), standen in voller Blüte (z.B. Hedysarum
coronarium L. [Fig. 17], Lathyrus
clymenum L. [Fig. 18], Lotus cytisoides L.
[Fig. 18]) oder fruchteten zum Teil bereits (Medicago
spp., Trifolium tomentosum L., [Fig. 11]). Von der großen
Anzahl an Fabaceen lebender Rüsselkäfer wurde aber trotz intensiver Suche nur
eine einzige Art in lediglich einem Exemplar nachgewiesen (Sitona discoideus);
von den hier lebenden Apioniden, Hypera-, Tychius- und weiteren Sitona-Arten
war noch nichts zu sehen. Auch waren keine Fraßspuren an diesen Pflanzen zu
finden.
Dagegen waren der meist im ersten
Frühjahr aktive Brachycerus undatus [Fig. 19]
und der herbst- und winteraktive Otiorhynchus lugens immer wieder
vereinzelt zu beobachten, ebenfalls ein deutlicher Hinweis für den zumindest
in diesem Jahr relativ (zu) frühen Untersuchungszeitraum. Eine Zuordnung zu
möglichen Wirtspflanzen war bei diesen flugunfähigen mittelgroßen (bis großen)
Käfern, die weite Strecken über den Boden laufen, nicht möglich.
Zur Lage der Fundorte siehe [Fig. 29].
3.1
Besprechung einiger Arten
(Nomenklatur nach
Abbazzi und Osella [Abbazzi & Osella 1992])
·
Taeniapion rufescens [Fig. 20]
T. rufescens ist eine im
Mittelmeergebiet verbreitete Art. Die Wirtspflanze, das zu den
Brennesselgewächsen
gehörende Glaskraut (Parietaria officinalis L. agg.), hat einen
Vorkommensschwerpunkt
an alten Mauern bzw. in der Umgebung alter Burgen und Schlösser, kommt aber
auch in halbschattigen nährstoffreichen Ruderalfluren wärmerer Gebiete vor. Die
Funde stammen von Steinmauern der alten Festung Mdina.
·
Perapion hydrolapathi
Diese Art wurde nordwestlich der
Festung Mdina [Fig. 17] an Wegrändern
kleinteiliger Gartenflächen von einer großblättrigen Rumex-Art
gekeschert. Sie dürfte hier charakteristisch für Gebiete niederer Lagen mit
Bewässerungsfeldbau sein.
·
Phloeophagus gracilis [Fig.
21]
Für die Fauna Maltas als bemerkenswert
einzustufen sind holzbewohnende Arten, wie der in den Höhlen alter Bäume
lebende Phloeophagus gracilis, der auf Malta wohl vor allem am Fundort
Buskett Gardens mit seinen alten und teilweise hohlen Laubbäumen zu erwarten
ist. Zudem waren hier zahlreiche alte Bäume durch Müllablagerungen
beeinträchtigt und vor allem durch Einwirkung von Feuer, wohl infolge von
starkem Besucherverkehr (beliebtes Ausflugsziel) bzw. Vandalismus, innen
ausgebrannt, so dass das Substrat der Tiere, Baummulm, oft nicht mehr
vorhanden war. Bei Folwaczny findet sich für Malta noch keine Angabe [Folwaczny
1973]; die Art wird aber u.a. für Sizilien und Algerien genannt.
·
Pselactus spadix
Eine weitere Cossonine, die hier
ebenfalls gefunden wurde, ist weniger anspruchsvoll und ein typisches
Küstentier, das sich mit Treibholz ausbreitet und an den flachen Küsten
zahlreicher Länder, z.B. auch der Nordsee, gefunden werden kann. Die
feuchtigkeitsliebende Art besiedelt küstennahe Wälder und sogar die Holzpfähle
von Hafenanlagen und tritt nahezu kosmopolitisch auf [Folwaczny 1973]; für
Malta findet sich hier ebenfalls noch keine Angabe. Vielleicht ist auch Phloeophagus
gracilis erst in den letzten 400 Jahren auf diesem Wege nach Malta
gekommen.
·
Smicronyx cyaneus
In den flachen Senken, aber auch in
Gebieten mit Terrassenfeldbau, kam es häufig zu Massenentwicklungen des
Neophyten Oxalis pes-caprae L. [Fig. 13],
der z.B. bei Mdina die indigene Begleitflora der Kulturflächen und die
Vegetation angrenzender Lebensräume nahezu verdrängte; vgl. [Nota 3]. Der auf Malta heimische Parasit Orobanche
nana (Reut.) Noe [Fig. 12] - mit einem für die Gattung sehr weiten
Wirtsspektrum [Uhlich et al.
1995] - und der an Orobanche- und Cistanche-Arten lebende Rüsselkäfer
Smicronyx cyaneus (vgl. Tab. 1) profitierten davon jedoch offenbar.
Günstige Bedingungen fand Smicronyx cyaneus z.B. auf krautreichen
Kalkackerflächen in der Umgebung des Nadur Towers. Für zu dichtwüchsige,
stärker gedüngte Oxalis-Beständen schien dies jedoch nicht in gleichem
Maße zuzutreffen.
·
Baris spoliata [Fig. 22]
Diese von Südwest-Europa und
Nordwest-Afrika bis Italien und Algerien verbreitete Art wurde hier im
Unterschied zu den Angaben bei Porta [Porta 1932] oder Hoffmann [Hoffmann 1954]
nicht an Camphorosma monspeliaca L., sondern an Beta vulgaris L.
(Wildform), die ebenfalls zu den Gänsefußgewächsen (Chenopodiaceae) gehört,
in 3 Exemplaren gefunden.
·
Ceutorhynchus melitensis [Fig.
23]
Die nach der Insel Malta benannte Art,
die auch in Italien vorkommt, wurde hier in der Umgebung des Nadur Towers bei
Bongiemma nachgewiesen. Wirtspflanze ist ein Kreuzblütler (wahrscheinlich eine Eruca-
oder Diplotaxis-Art).
·
Mogulones
peregrinus [Fig. 24]
Diese sehr schön gezeichnete Art wurde
in 8 Exemplaren von Borago officinalis L. und in einem Exemplar von Echium
arenarium Guss. gesammelt.
Die Art ist nach Hoffmann in Frankreich mit Ausnahme Korsikas selten [Hoffmann
1954]; er gibt an, dass sich die Tiere auf Borago officinalis L. und Cerinthe
major L. [Fig. 25] treffen: Beide
Pflanzenarten waren auch am Fundort des Rüsselkäfers bei Mdina vertreten.
Bereits Porta gibt Malta als Fundort der Art an. [Porta 1932]
3.2 Biozönosen
3.2.1 Fauna von Plantago lagopus L.
Interessant ist, dass auf dieser im
Mittelmeergebiet verbreiteten Pflanze auch auf Malta drei Rüsselkäferarten
gefunden werden konnten (Mecinus pyraster, M. circulatus, Gymnetron
variabile). Dieselbe Artenkombination habe ich auch einmal in
Nordost-Spanien (Prov. Gerona) auf diesem Wegerich beobachtet. Ich bezeichne
die Tiere von Plantago lagopus L., die meist über geringfügig dichtere
und breitere Schuppenhaare verfügen, hier vorläufig als f. andalusicus. Mecinus
andalusicus Faust gilt heute
allgemein als Synonym von M. pyraster, der in Mitteleuropa auf Plantago
lanceolata lebt; siehe auch Reitter [Reitter 1906] und [Nota 4]. Caldara
(schriftl. Mitteilung) arbeitet zur Zeit an einer Revision der Gruppe; er hat
u.a. Gymnetron variabile in die Gattung Mecinus versetzt und
weist darauf hin, dass die systematische Klärung der Gruppe von
Wirtspflanzenstudien begleitet werden muss.
Pl. lagopus wurde offenbar
als Rüsselkäferwirtspflanze lange Zeit übersehen, da sie z.B. von Hoffmann bei
keinem dieser drei Rüßler erwähnt wird [Hoffmann 1958]. Erstmals wird Plantago
lagopus von Tempère und Péricart mit Gymnetron variabile in
Zusammenhang gebracht. [Tempère & Péricart 1989]
3.2.2 Fauna von Lavatera
cretica L.
Lavatera cretica ist nicht nur
äußerlich den in Mitteleuropa verbreiteten Malvaceen wie Malva sylvestris
L. ähnlich, vgl. [Fig. 26], sondern wird
offensichtlich auf Malta auch weitgehend von denselben Rüsselkäferarten
besiedelt, wie andernorts M. sylvestris (die auch auf Malta vorkommt). L.
cretica wächst hier ziemlich verbreitet an Wegrändern und in
trockenwarmen Ruderalfluren, so dass auch von einer weiten Verbreitung der hier
nachgewiesenen
Rüßler auf Malta ausgegangen werden kann (Aspidapion radiolus, Malvapion
malvae, Pseudapion rufirostre, Baris timida).
Die maltesischen Exemplare von Pseudapion
rufirostre weichen in einigen Merkmalen recht deutlich von Exemplaren
derselben Art aus Niedersachsen (von Malva sylvestris) oder aus
Griechenland ab: Sie sind etwas größer (2,6-2,9 mm, im Vergleich zu 2,3-2,55
mm), der blaue Metallglanz ist etwas deutlicher ausgeprägt, und die Behaarung
ist spärlicher (die Haare sind schmaler und liegen weniger dicht), vgl. [Fig. 27]. C. Giusto,
dem ich mehrere Exemplare vorgelegt habe, stimmt mit mir in der
Merkmalsdiagnose überein, meint aber, dass die Tiere noch in der
Variationsbreite des rufirostre lägen. Vielleicht handelt es sich hier
um eine in Aufspaltung begriffene Art, die bereits über eine andere
Wirtspflanzenpräferenz verfügt. Auf die Ähnlichkeit von Lavatera cretica
und Malva sylvestris wird bereits von Pignatti besonders hingewiesen.
[Pignatti 1982]
4 Abschließende Bemerkungen
Der kurze Aufenthalt erlaubt natürlich
keine umfassende Beurteilung der Bedeutung der Lebensräume Maltas für
Rüsselkäfer. Neufunde für die Insel Malta oder sehr selten gefundene Arten sind
die holzbewohnenden Cossoninen Phloeophagus gracilis und Pselactus
spadix. Eine auffallende Häufung von Rüsselkäfern war in der Umgebung von
Mdina sowie in der Umgebung des Nadur Towers bei Bongiemma festzustellen [Tab. 1]. Das letztgenannte Gebiet ist weniger dicht
besiedelt, durch flachgründige Kalkböden, eine kleinteilige Nutzung, Hecken
und Steinmauern geprägt (altes reich strukturiertes, extensiv genutztes
Kulturland).
Hier hatte ich auch meine bisher
einzige Begegnung mit einem ausgewachsenen Exemplar des Europäischen
Chamaeleons (Chamaeleo chamaeleon), das ich aus einer dichten,
feldbegrenzenden
Hecke geklopft habe. Auf Malta nicht selten zu beobachten war daneben der
Gefleckte Walzenskink (Chalcides ocellatus), ein Bewohner der
Steinrücken und vor allem auch der Straßen begleitenden Steinmauern [Nota 3] [Fig 28].
Allerdings gingen die ersten Beobachtungen auf überfahrene Exemplare zurück. Auf den Felsterrassen bei
Mdina wurde auch die nicht allzu seltene Malta-Eidechse (Podarcis filfolensis)
angetroffen [Fig. 13]. - Die Bestimmung der
Reptilien erfolgte nach Arnold und Burton. [Arnold & Burton 1983]
Negativ fiel auf, dass Malta über eine
sehr hohe Anzahl an Jägern verfügt, dass allenthalben Lockvögel in kleinen
Käfigen (so z.B. an den Dingli Cliffs oder bei Delimara) exponiert sind, in der
Nähe oft der Jäger mit seiner Flinte im Anschlag, wodurch die freie
Begehbarkeit der verbliebenen naturnahen Bereiche oft zusätzlich eingeschränkt
wird. Wenn man dies kritisiert, sollte man dabei aber nicht vergessen, darauf
hinzuweisen, dass auch in Deutschland praktisch der gesamte Wald durch eine
Art biologischer Freilandhaltung von Rehen, Hirschen und Wildschweinen
(Winterfütterung, Anlage von Schießbahnen an Futterstellen) durch eine
privilegierte
Gruppe missbraucht wird.
5 Danksagung
Für viele Hinweise zur Herstellung der
Abbildungen danke ich Friedhelm Bahr und Dr. Peter Stüben. Dr. Carlo Giusto
(Varazze/Italien) und Dr. Roberto Caldara (Milano) danke ich für Ihre
freundlichen Anmerkungen zur Variabilität von Pseudapion rufirostre bzw.
Gymnetron variabile.
6 Literatur
Abbazzi, P. & G. Osella (1992):
Elenco
sistematico-faunistico degli Anthribidae, Rhinomaceridae, Attelabidae,
Apionidae, Brentidae, Curculionidae italiani (Insecta, Coleoptera,
Curculionoidea). Redia (Firenze) 75(2), 3. Ser. 267-414.
Arnold, E.N. & J.A. Burton (1983):
Pareys Reptilien- und Amphibienführer
Europas, 270 pp. Hamburg und Berlin.
Bernhardt, K.-G. (1986):
Oxalis pes-caprae L., ein
anpassungsfähiger Neophyt in Sizilien. Bauhinia 8/3, 141-148.
Bernhardt, K.-G. (1987):
Die Vegetation der Steinrücken in
Sizilien. Archiv Naturschutz Landschaftsforschung 27(1), 1-15.
Buttler, K.P. (1986):
Orchideen. Die wildwachsenden Arten
und Unterarten Europas, Vorderasiens und Nordafrikas. Hrsg: Steinbach, G., 288 pp., München.
Folwaczny, B. (1973):
Bestimmungstabelle der paläarktischen
Cossoninae (Coleoptera, Curculionidae) ohne die nur in China und Japan
vorkommenden Arten nebst Angaben zur Verbreitung. Entomol. Blätter 69(2),
65-180.
Hildebrand’s Urlaubskarte:
Malta. 1 : 38 000, 5. Auflage.
Frankfurt/ Main, aktualisiert 1992.
Hoffmann, A. (1950):
Coléoptères
Curculionides (Première Partie). Faune de France 52, 1-486.
Hoffmann, A. (1954):
Coléoptères
Curculionides (Deuxième Partie). Faune de France 59, Paris, 487-1208.
Hoffmann, A. (1958):
Coléoptères
Curculionides (Troisième Partie). Faune de France 62, Paris, 1209-1840.
Pignatti, S. (1982):
Flora
d’Italia. Volume 2, 732 pp. et Volume 3, 780 pp., Bologna.
Porta, A. (1932):
Fauna
Coleopterorum Italica 5. Rhynchophora - Lamellicornia. Anthribidae,
Brenthidae, Curculionidae, Nemonychidae, Ipidae, Lucanidae, Scarabaeidae. 476
pp., Piacenza.
Reitter, E. (1906):
Bestimmungs-Tabellen für die
Curculionidengruppe der Mecinini (Gymnetrini) aus Europa und den angrenzenden
Ländern. Verhandlungen Naturforschender Verein Brünn 45, 7-50.
Tempère, G. & J. Péricart (1989):
Coléoptères
Curculionidae. Quatrième Partie: Compléments. Faune de France 74, Paris,
536 pp.
Uhlich, H., J. Pusch & K.-J.
Barthel (1995):
Die Sommerwurzarten Europas. Gattung Orobanche.
Die Neue Brehm-Bücherei 618, 235 pp., Magdeburg.
Anschrift des Verfassers:
Dr. Peter Sprick
Curculio-Institut
Weckenstr. 15
D-30451 Hannover
eMail: psprickcol@t-online.de