

A field trip to northern Greece in the autumn of 2010. 4th report on the research into the fauna of Greece (Coleoptera: Curculionoidea).
In the context of current studies on the weevil fauna of Greece, the first and the second author made a short field trip to northern Greece (mainly Chalkidiki and surroundings) in autumn 2010 (9th October to 22nd October). The text is visualized by a map showing 14 localities as well as photographs of selected localities, host plants and weevils. In summary a list of 120 weevil species is given. These data will be added to the "Weevil Fauna of Greece" by [Bahr, Winkelmann & Bayer].
Im Rahmen der weiteren Erforschung der Rüsselkäfer-Fauna Griechenlands unternahmen der erste und der zweite Autor vom 9. - 22.10.2010 eine kurze Herbstsexkursion nach Nordgriechenland (Chalkidiki und Umgebung). Eine Karte zur Lage der 14 Fundorte sowie Fotografien ausgewählter Biotope, Pflanzen und Tiere veranschaulichen den Text. Alle 120 nachgewiesenen Arten sind in der beigefügten Artenliste aufgeführt und werden in den „Katalog der Rüsselkäfer Griechenlands“ [Bahr, Winkelmann & Bayer 2011] aufgenommen.
Curculionoidea, field trip, report, species list, biology, ecology, faunistics, catalogue, Greece, autumn activity, weather conditions.
Kurzfristig entschlossen sich die beiden ersten Autoren, eine „Herbstexkursion“ durchzuführen, um das Artenspektrum zu einer Jahreszeit zu erforschen, in der nur wenige Sammelreisen erfolgen. Das Reiseziel war der nördliche Teil von Kassandra (Chalkidiki). In der Umgebung des Sani-Resorts (FO 1) [Tab. W70.1] [Tab. W70.2] sollten die ersten und auch die letzten Nachweise dieser fast gänzlich verregneten Reise erfolgen.
Die direkte Umgebung des Hotels (FO 1)
[Tab. W70.1]
[Tab. W70.2] bot sich für die ersten Aktivitäten an. Zunächst erkundeten wir den Strand, der noch in relativ ungestörtem Zustand einigen Küsten- bzw. Sandbewohnern Lebensraum bot. Im Herbst sind typischerweise nur wenige blühende Pflanzen anzutreffen. Dort gab es zahlreiche blühende Exemplare einer Flockenblumenart (Centaurea sp.), die als potentielle Entwicklungspflanzen abgesucht wurden
[Tab. W70.14]. Für den Nachweis von Rüsselkäferarten ist jedoch die Kenntnis der Biologie, besonders der Phänologie und Entwicklungspflanzenbindung wichtiger als der Blühaspekt. Daher fällt der zweite Blick auf weniger hervorstechende Pflanzen, aus denen im Herbst Tiere der neuen Generation schlüpfen könnten. Am ersten Tag wurden so in der Umgebung des Hotels 4 Rüsselkäferarten nachgewiesen.
Obwohl der westliche Finger der Chalkidiki-Halbinsel durch sein flaches Relief - Berge über tausend Höhenmeter fehlen - nur wenige lokal verbreitete und kaum endemische Arten erwarten lässt, nutzten wir die räumliche Nähe für die Dokumentation häufigerer Arten, da bisher keine Funddaten von Kassandra vorlagen. Die Lage der drei Kassandra-Fundorte (FO 5, FO 8 und FO12) ist der Übersichtskarte
[Tab. W70.Karte] zu entnehmen.
Direkt an der Küste liegt Fundort 8. Hier gelangt man von der Küstenstraße direkt an den kiesigen Strand
[Tab. W70.7], oder man folgt einem etwas ansteigenden Seitenweg
[Tab. W70.8]. Der Straßenrandstreifen ist hier abwechslungsreich bewachsen, und so fanden wir z. B. bei der Bodensuche unter Lotus-Stauden mehrere Exemplare des schwarz gefärbten Sitona gemellatus Gyllenhal 1834.
Das nördliche Hinterland der Chalkidiki ist ein typisches Hügelland, das z. T. viel Olivenanbau aufweist (FO 9) [Tab. W70.9]. Mit zunehmender Höhe treten größere Eichen- und Buchenwaldgebiete hinzu [Tab. W70.3], die während unseres Besuchs eine auffallende Herbstfärbung aufwiesen [Tab. W70.13].
Auf der Fahrt von Kassandra zum Festland sieht man an der Küste ein großflächiges Feuchtgebiet (FO 14), das wir auf einer Tagesexkursion näher erkundeten. Hier fanden wir größere Strandbereiche mit artenreicher Vegetation vor, die an gepflegten Strandabschnitten oft zerstört wird. Auffällig waren zahlreiche Ameisenlöwen von teils beachtlicher Größe [Tab. W70.14].
Um möglichst viele verschiedene Arten nachweisen zu können, waren mehrere Tagestouren in nahe gelegene Gebirgszüge geplant. Durch das andauernde(!) Regenwetter und die kühle Witterung konnten wir schließlich nur zwei Gebirgstouren durchführen und mussten diese jeweils vorzeitig abbrechen, da Regen, Hagel und dichter Nebel jegliche Erfassungstätigkeit unmöglich machten.
Die erste Tour führte uns südwestlich von Thessaloniki zum Ski-Resort bei Elatohori auf gut 1400 m (FO 6)
[Tab. W70.5]. Hier schien das Wetter günstig zu sein, denn als die Sonne durch ein kleines Wolkenloch schien, erschienen am Boden unglaublich schnell viele Kurzflügelkäfer (Staphylinidae) verschiedener Arten, die dann auch zahlreich umherflogen. Ganz auffällig war eine mittelgroße Art, bei der die Behaarung der Flügeldecken ornamentartig glänzte. Als die Sonne nach wenigen Minuten wieder hinter den Wolken verschwand, dichter Nebel aufzog und heftiger Regen einsetzte, endete die Aktivität der Kurzflügler schlagartig. Bei der Abfahrt suchten wir einen Fundort (FO 7) der Frühjahrsexkursion 2009
[Tab. W70.6] erneut auf, der sich aber bei den nassen Bedingungen als unergiebig erwies.
Die zweite Tour, die uns nordwestlich erstmals zum Mount Pangeon (FO 10) auf rund 1600 m
[Tab. W70.10] führte, musste wegen aufziehenden Nebels ebenso vorzeitig abgebrochen werden. Bei der Abfahrt versuchten wir, in den Buchenwäldern (FO 11)
[Tab. W70.11] aus der nassen Bodenstreu Rüsselkäfer zu sieben. Aufgrund der sehr ungünstigen Bedingungen wurden nur wenige montane Arten (z. B. Otiorhynchus carcelii
[Tab. W70.10]) gefunden).
Insgesamt konnten in 10 Tagen 120 Arten nachgewiesen werden
[Tab. W70.Artenliste]. Während fast der ganzen Herbstexkursion war es überhaupt nicht möglich, Pflanzen abzustreifen oder Gesiebe zu nehmen, da der ständige kräftige Regen die gesamte Vegetation kaum einmal für mehrere Stunden abtrocknen ließ und der Boden überall großflächig mit Pfützen überzogen war oder nur Schlammbäder zuließ. Somit sind die in der Artenliste genannten Arten eigentlich das Ergebnis weniger Stunden Erfassungstätigkeit.
Aufgrund der ungünstigen Sammelbedingungen konzentrierten wir uns bei der Suche besonders auf den Handfang bzw. die Beobachtung herbstaktiver Cleoninae. Diese sind aufgrund ihrer Größe oft schon mit bloßem Auge auf oder unter der Vegetation zu erkennen. Insgesamt wurden 8 Arten der Lixini und 4 Arten der besonders auffälligen Cleonini nachgewiesen
[Tab. W70.2]
[Tab. W70.5]. An Fundort 1 kamen mehrere Exemplare von Coniocleonus nigrosuturatus (Goeze 1777) vor, an den Fundorten 6 und 10 jeweils ein Exemplar von Cleonis pigra (Scopoli 1763), an Fundort 6 eines von Mecaspis emarginatus (Fabricius 1787) und an Fundort 2 eines von Pseudocleonus sp.
Diese Trockenheit und Wärme liebende (xerothermophile) Art wurde erneut für Griechenland nachgewiesen. Bisher war eine Fundstelle auf der Cycladeninsel Santorin bekannt sowie ein Nachweis von Rhodos [Bayer, Winkelmann & Bahr 2007] [Bahr; Winkelmann & Bayer 2011]. Die in neuerer Literatur [Rheinheimer & Hassler, 2010] vermutete Nachtaktivität kann, jedenfalls für Griechenland, nicht von uns bestätigt werden, da alle Funde während der größten Mittagshitze gemacht wurden. Mehrere Exemplare von Coniocleonus nigrosuturatus wurden auf einer schütter mit niedrigen Pflanzen bewachsenen Sandfläche flink umherlaufend beobachtet.
Am Fundort 12 klopften wir einige Tamarisken auf Rüsselkäfer ab. Erst bei der Aufarbeitung der zahlreichen Allomalia quadrivirgata (Costa 1863) fiel uns ein winziger hellbrauner Rüsselkäfer auf, den wir hier nicht erwartet hatten, ein an Palmblüten lebender Vertreter der Tribus Derelomini. Diesen Erstnachweis für Griechenland können wir bisher nur unsicher zuordnen, allerdings zeigt der folgende Überblick, warum die Bestimmung so schwierig ist.
Die wenigen mediterranen Arten dieser Gattung entwickeln sich vorwiegend in den männlichen Blütenständen von Palmen. Obwohl es sich im Mittelmeerraum nur um wenige Arten handelt – für die Tropen gibt Friedman [Friedman 2006] für die Tribus Derelomini („palm flower weevils“) rund 240 beschriebene Arten aus rund 40(!) Gattungen an – ist die Determination der Arten aufwändig. Einerseits nennen die Autoren unterschiedliche Artnamen, andererseits fehlt ein aktueller Bestimmungsschlüssel, der die Synonyme klärt und die 2005 und 2007 neu beschriebenen Arten berücksichtigt.
Im Nachtragsband der „Faune de France“ melden Tempère & Péricart [Tempère & Péricart 1989] für Frankreich die Arten Derelomus chamaeropis (Fabricius 1793) und Derelomus subcostatus Boheman 1844. Über die ersten Derelomus-Nachweise aus Israel berichtet Friedman [Friedman 2006]. Im Überblick gibt er für Südeuropa „three species (including D. piriformis)“ an und ergänzt „and one species is known from Turkey“, ohne jedoch alle Namen zu nennen (gemeint sind die drei europäischen Arten: D. chamaeropsis, D. subcostatus, D. piriformis und die türkische Art: Stethelasma paradoxum Frivaldszky 1884 (schriftliche Mitteilung, L. Friedman).
Ausführlich berichtet er dann über die in Israel gefundene Art Derelomus piriformis Hoffmann 1938, die sich nur an der „Canary Islands date palm, Phoenix canariensis“ entwickelt. Er berichtet, dass durch das Anpflanzen dieser ehemals auf den Kanarischen Inseln endemischen Palmenart der an diese gebundene Rüsselkäfer Derelomus piriformis verbreitet wurde („Morocco, Spain, Italy and France“). Als Sammelzeit für die Käfer nennt Friedman „collected from August to November“. Unser Fund im Oktober liegt innerhalb dieses Zeitintervalls. Wir gehen jedoch davon aus, dass eine gezielte Suche an den Entwicklungspflanzen, besonders an deren Blütenständen auch im Frühjahr erfolgreich sein kann. So fand einer der Autoren (Ch. Bayer) mehr als 100 Exemplare von Derelomus chamaeropis an einem Blütenstand der Zwergpalme (Chamaerops humilis L.) an der Algarveküste Portugals im Monat April.
Eine kürzlich von Zypern beschriebene Art: Derelomus antonioui Alziar 2007 soll an Dattelpalmen (Phoenix dactylifera L.) gebunden sein, der Holotypus wurde aber an Phoenix canariensis Hort. gesammelt [Alziar 2007], [Alziar 2011]. Alziar, selbst in Frankreich (Nizza) lebend, nennt in seiner Arbeit für Frankreich die beiden Derelomus-Arten D. chamaeropis (Fabricius 1793) und D. piriformis Hoffmann 1938. Zusätzlich erwähnt er von Kreta eine weitere Derelomus-Art an Phoenix theophrasti Greuter, ohne allerdings ihren Namen zu nennen.
Caldara et. al. [Caldara, Colonnelli & Osella 2008] geben für das westliche Mittelmeergebiet („western Mediterranean subregion“) die beiden Arten Derelomus chamaeropis (Fabricius 1798) und Derelomus subcostatus Boheman 1844 an, die sich an der Zwergpalme (Chamaerops humilis L.) entwickeln. Für den östlichen Bereich nennen sie nur die aus Saudi-Arabien beschriebene Art Derelomus schoedli Rheinheimer 2005, deren Biologie noch unbekannt ist. Die Arten aus Israel, (Türkei), Zypern und Kreta finden in dieser Arbeit keine Erwähnung.
An Fundort 8 wurden am Russischen Salzkraut, Kali tragus (L.) Scop. (= Salsola kali L., Tragus kali L.) Imagines der neuen Generation einer Lixus-Art beobachtet [Tab. W70.7]. Die Art wurde inzwischen (daher fehlt sie in der Tabelle) von Fabio Talamelli als Lixus salsolae Becker 1867 identifiziert. Lixus salsolae ist mit dem ebenfalls an Fundort 1 gefundenen Lixus subtilis Boheman 1835 eng verwandt, und auch die Entwicklungspflanzen beider Arten stehen sich taxonomisch nahe. Das Russische Salzkraut gehört zur Familie der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae), welche von manchen Autoren in die Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae, Unterfamilie Chenopodioideae) gestellt wird.
Diese Art ist bis ins nördliche Mitteleuropa verbreitet und kommt dort an Gänsefußgewächsen (Chenopodiaceae) vor. In Griechenland sind uns bisher Funde aus Zentralmazedonien bekannt [Bahr, Winkelmann & Bayer 2011]. In Mitteleuropa entwickeln sich die Larven in den Stängeln des Weißen Gänsefußes (Chenopodium album). An FO 1 am Strand vor dem Hotelkomplex [Tab. W70.15] wurden Imagines der neuen Generation auf dem Weißen Amaranth (Amaranthus albus L.) beobachtet. Bei genauerer Untersuchung der Pflanzen zeigten sich sowohl Eiablage- als auch Ausschlupflöcher an den Stängeln. Auch innerhalb der Stängel waren bereits ausgehärtete Käfer zu finden [Tab. W70.15]. Somit gehören neben Chenopodiaceen auch die nahestehenden Amaranthaceen zu den Entwicklungspflanzen von Lixus subtilis. Diese Beobachtung ist interessant, da es sich bei Amaranthus albus um eine aus Nordamerika stammende Art handelt.
Die Arten der Gattung Mecaspis entwickeln sich an Doldengewächsen (Apiaceae). Gut untersucht ist die Bindung von Mecaspis alternans (Herbst 1795) an wild wachsende und kultivierte Arten der Gattung Möhre (Daucus). Hinweise auf diese Wirtspflanzenbindung ergaben auch die Fundumstände von Mecaspis alternans auf der Insel Rhodos [Bayer, Winkelmann & Bahr 2007]. An Fundort 6 konnte nun ein Exemplar von Mecaspis emarginatus nachgewiesen werden [Tab. W70.5]. Solche neueren Nachweise mit genauen Angaben zum Fundort und den Fundumständen sind eine wichtige Grundlage für Untersuchungen zur Lebensweise dieser Art, für die bisher die Entwicklungspflanzen Pimpinella und Peucedanum angegeben wurden [Freude, Harde & Lohse 1983].
Für die Fauna der USSR wird nur Microlarinus rhinocylloides beschrieben. Hier wird als Verbreitungsgebiet auch „Greece“ aufgeführt. Insgesamt soll die Gattung Microlarinus 10 Arten umfassen [Ter-Minasyan 1967]. Magnano et. al. [Magnano, Colonnelli & Caldara 2009] beschreiben zwei neue Arten für die Vereinigten Arabischen Emirate und verweisen auf taxonomische Probleme („rather chaotic status“). Die Autoren führen 7 paläarktische Arten auf und halten davon nur M. lareynii (Jacquelin du Val 1852) und M. lypriformis (Wollaston, 1861) für valide Arten. Die Meldungen aus Griechenland und Zypern von M. rhinocylloides ordnen sie M. lypriformis zu. Daraus lässt sich ableiten, dass in Griechenland nur eine Art vorkommt. Da Microlarinus rhinocylloides von Hochhuth bereits 1847 beschrieben wurde, ist dies der älteste und damit auch gültige Name. Wir nennen die bisher für Griechenland nachgewiesenen Tiere also bis zur nächsten Revision der Gattung Microlarinus rhinocylloides (Hochhuth 1847)!
Die Entwicklungspflanze von Microlarinus rhinocylloides ist der Erd-Burzeldorn (Tribulus terrestris L.) aus der Familie der Jochblattgewächse (Zygophyllaceae). Wir konnten die Art an ihrer Entwicklungspflanze an den Fundorten 1, 8 und 9 nachweisen.
Das ausgedehnte Feucht- bzw. Sumpfgebiet in der Umgebung des Hotels [Tab. W70.1] ließ den Nachweis von Rüsselkäferarten der Gattungen Notaris, Bagous etc. erwarten. Als Art feuchter Biotope wurde Nanomimus circumscriptus nachgewiesen. Die Art entwickelt sich in Mitteleuropa an Blutweiderich (Lythrum salicaria L.) in Stängelgallen.
Bereits im Bericht der Frühjahrsexkursion 2009 [Winkelmann, Bahr & Bayer 2010] wurden Belege aus der Gattung Omias aufgeführt, deren Artzuordnung noch aussteht. Am FO 13 gelang uns nun unter den oben genannten Bedingungen der Nachweis einer weiteren Omias-Art. Sehr auffällig ist der große Vorderschenkelzahn der Männchen, der bei den Weibchen nur schwach angedeutet ist. Alle Tiere kletterten im Sonnenschein an Stängeln der Gewöhnlichen Schafgarbe (Achillea millefolium agg.) empor und waren dort für uns gut sichtbar. Als am frühen Nachmittag die Temperatur abkühlte, konnten an den Pflanzen keine weiteren Tiere mehr beobachtet werden.
Trotz zahlreicher Belegexemplare gelang uns die Artidentifizierung nicht, weshalb wir die Belege an den Omias-Spezialisten, Roman Borovec, weitergereicht haben. Obwohl er diese Gattung intensiv bearbeitet hat [Borovec, 2006], war ihm eine sofortige Identifizierung nicht möglich. Wenn das Ergebnis vorliegt, wird es umgehend in unseren Griechenland-Katalog eingefügt werden.
Die Untergattung Choilisanus wird zur Zeit von Piotr Białooki (Gdynia, Polen) revidiert. Da für die Fauna Griechenlands mit mehreren neuen Arten zu rechnen ist, kann hier noch kein Artname eingesetzt werden.
Die Arten der Gattung Sibinia sind vorwiegend an Nelkengewächse (Caryophyllaceae) gebunden. Im Mittelmeerraum kommen zwei Arten an der Gattung Strandflieder (Limonium = Statice) aus der Familie der Bleiwurzgewächse (Plumbaginaceae) vor. Sibinia planiuscula (Desbrochers 1873) wird vorwiegend in küstennahen Biotopen nachgewiesen und ist bisher von Kreta gemeldet [Bahr, Winkelmann & Bayer 2011]. An Fundort 14 [Tab. W70.14] wurden nun einige Exemplare der Gattung als Sibinia cf. beckeri bestimmt. Sibinia beckeri (Desbrochers 1873) hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in den Steppen Zentralasiens und lebt dort ebenfalls an Limonium-Arten.
Im Bericht zur Rüsselkäferfauna von Rhodos [Bayer, Winkelmann & Bahr 2007] hatten wir bereits Sitona syriacus Stierlin 1885 ausführlicher vorgestellt. Viel Geduld war erforderlich, um die gut getarnten Imagines im Sand zu entdecken und länger zu beobachten. Bei Sitona cinerascens hatten wir dieses Glück nicht. Da das einzige Exemplar erst bei der Bestimmung unter dem Stereomikroskop erkannt wurde, können keine Angaben zur Lebensweise gemacht werden [Tab. W70.13].
Dieckmann [Dieckmann 1963], der Sitona cinerascens als selbständige Art von Sitona cambricus Stephens 1831 abtrennte, weist auf das bevorzugte Vorkommen an Salzstellen der Küste und des Binnenlandes hin und nennt verschiedene Lotus-Arten als Fraßpflanzen. Obwohl Dieckmann ein großes Verbreitungsgebiet für diese seltene Art angibt: “Westliches Nordafrika, Europa (keine Meldungen aus Osteuropa)“, ist sie nur von wenigen Lokalitäten bekannt. Aus Deutschland waren Dieckmann seinerzeit keine Vorkommen bekannt [Dieckmann 1980]. Erst Anfang der 1990er Jahre wurde das bis heute einzige Vorkommen der Art in Deutschland („Sülldorf bei Magdeburg“) entdeckt [Dieckmann & Behne 1994]. Dieser Fund von Sitona cinerascens ist der Erstnachweis für Griechenland.
Die Trennung der sich ähnelnden Gattungen Styphlus und Orthochaetes (= Comasinus) basiert auf der Anzahl der Fühlergeißelglieder. Reitter [Reitter 1899] führte diese beiden Taxa noch als Untergattungen von Orthochaetes. Die Untergattung Orthochaetes, mit 6 Fühlergeißelgliedern, kannte er nur aus Westeuropa. Bisher ist uns die Meldung von Orthochaetes setiger (Beck 1817) für Griechenland bekannt [Bahr, Winkelmann & Bayer 2011]. Im Bericht zur Rüsselkäferfauna von Rhodos [Bayer, Winkelmann & Bahr 2007] haben wir auf Funde von 2 Arten dieser Gattung hingewiesen (unter Orthochaetes). Die letzte Bearbeitung dieser im Mittelmeerraum vermutlich artenreichen Gattung, die in der Literatur auch zeitweise unter dem Namen Comasinus geführt wurde, stammt von Osella & Zuppa [Osella & Zuppa 1994]. Diese Arbeit liefert jedoch für den ostmediterranen Raum und speziell Griechenland nur wenige verwertbare Informationen, weshalb wir für die Artbestimmung auf Reitter [Reitter 1899] zurückgreifen mussten. Aus der Untergattung Styphlus mit 7 Fühlergliedern nennt Reitter mit Styphlus jonicus (Reitter 1899), Styphlus oros (Reitter 1899) und Styphlus ursus (Desbrochers 1892) 3 Arten für Griechenland. Die beiden an Fundort 8 unter Hornklee (Lotus sp.) gefundenen weiblichen Exemplare haben 7 Fühlerglieder und gehören damit zur Gattung Styphlus. Eine sichere Artzuordnung mit den von Reitter genannten Merkmalen ist jedoch nicht möglich. In unserer Tabelle ist die Art noch unter dem Arbeitsnamen Orthochaetes sp. geführt.
Im Herbst ist das Sammeln von Rüsselkäfern in der Regel weniger ergiebig, viele Entwicklungspflanzen haben ihre jährliche Entwicklung abgeschlossen und sind oft bereits vertrocknet. Andererseits gibt es auch unter den Rüsselkäfern Arten, die ihre Haupterscheinungszeit im nicht Frühjahr haben und erst im Sommer oder Herbst mehr in Erscheinung treten (z. B. Cionus, Tychius). Diese leben u.a. an den Rosetten zweijähriger oder mehrjähriger Arten.
Unsere Bemühungen, durch den späten Reisetermin einige dieser Arten besser nachweisen zu können, wurden durch das ungewöhnlich regnerische, kühle Wetter erschwert. In Gesprächen mit ansässigen Griechen erfuhren wir, dass zu dieser Jahreszeit derartige Niederschlagsmengen nur selten vorkommen. Flüsse und Gewässer führten Hochwasser, die noch nicht abgeernteten Baumwollfelder standen großflächig unter Wasser und verdarben.
Dieser Beitrag wurde wiederum durch die Mithilfe zahlreicher Kollegen und Freunde ermöglicht, für deren Unterstützung wir uns herzlich bedanken. Beispielhaft seien hier nur Dr. Enzo Colonnelli, Lutz Behne, Roman Borovec, Laibale Friedman, Fabio Talamelli und Attila Podlussany aufgeführt.
Alziar G. (2007): Description de Derelomus antonioui n. sp. de Chypre et nouvelles données sur la faune de l’île (Coleoptera: Curculionoidea). - Biocosme Mésogéen, Nice, 24 (3): 107-120.
Alziar G. (19th March, 2011): The Curculionoidea-Fauna of Cyprus. - Le Charançon: Catalogues & Keys, No. 3, ISSN 1864-0699, CURCULIO-Institute, Mönchengladbach.
Bahr F., Winkelmann H. & Bayer C. (12th January, 2011): The Curculionoidea-Fauna of Greece. - Le Charançon: Catalogues & Keys, No. 4, ISSN 1864-0699, CURCULIO-Institute, Mönchengladbach.
Bayer C., Winkelmann H. & Bahr F. (2007): Ergebnisse einer faunistischen Studie auf der Insel Rhodos. Erster Beitrag zur Fauna von Griechenland (Coleoptera, Curculionoidea). - Weevil News: No. 37: 10 pp., CURCULIO-Institute: Mönchengladbach. http://www.curci.de.
Borovec R. (2006): Taxonomic notes on the tribe Omiini, with description of one new genus and species, and with revision of genera Anemophilus and Euplatinus (Coleoptera: Curculionidae: Entiminae). - Klapalekiana, Praha 42: 1-44, 48 figs.
Caldara R., Colonnelli E. & Osella G. (2008): Curculionidae Curculioninae: relationships between Mediterranean and southern African species (Coleoptera). - Biogeographia 29.
Dieckmann L. (1963): Sitona cambricus Stephens und seine Verwandten (Coleoptera - Curculionidae). - Reichenbachia. Staatl. Mus. Tierk. Dresden, Leipzig 2 (40): 17-27; 6 Fig.
Dieckmann L. (1980): Beiträge zur Insektenfauna der DDR: Coleoptera – Curculionidae (Brachycerinae, Otiorhynchinae, Brachyderinae). - Beitr. Ent., Berlin 30: 145-310.
Dieckmann L. & Behne L. (1994): Ergänzungen und Berichtigungen zu Band 11. 93. Familie Curculionidae. - In: Lohse G.A. & Lucht W.H.: Die Käfer Mitteleuropas. 3. Supplementband mit Katalogteil. Goecke & Evers, Krefeld: 259-298.
Freude H., Harde K.W. & Lohse G.A. (1983): Die Käfer Mitteleuropas, 11. - Goecke & Evers, Krefeld, 342 S.
Friedman A.L.L. (2006): Derelomus piriformis Hoffmann (Curculionoidea: Curculionidae: Curculioninae: Derelomini), a New Invasive Species in Israel. - Phytoparasitica 34 (4): 357-359.
Magnano L., Colonnelli E. & Caldara R. (2009): Order Coleoptera, superfamily Curculionoidea. Families Anthribidae, Brentidae, Apionidae, Nanophyidae, Curculionidae and Dryophthoridae. - Arthropod fauna of the UAE 2: 216-266.
Osella G. & Zuppa A. M. (1994): Gli Orthochaetini italiani. (Coleoptera, Curculionidae, Notarini). - Mem. Soc. Ent. Ital., Genova 72 (1993): 277-309, 45 fig.
Reitter E. (1899): Die Arten der Coleopteren-Gattung Orthochaetes Germ. (Styphlus Schönh.) aus Europa und den angrenzenden Ländern, nebst einer Uebersicht der mit ihr zunächst verwandten Gattungen. - Wiener Entomologische Zeitung, Wien 18 (1): 1-11.
Rheinheimer J. & Hassler M. (2010): Die Rüsselkäfer Baden-Württembergs. - Verlag Regionalkultur, 936 S.
Tempère G. & Péricart J. (1989): Coléoptères Curculionidae. Quatrième Partie: Compléments. - Faune de France 74, Paris, 534.
Ter-Minassian M.E. (1967): Shuki-dolgonosiki podsemejstva Cleoninae fauny SSSR, cvetozily i streblejedy (triba Lixini). - Izd-vo Nauka, Leningrad: 1-141, 177 fig.
Winkelmann H., Bahr F. & Bayer C. (2010): Ergebnisse der Frühjahrsexkursion 2009 (1. Teil – Zentralgriechenland) zur Erforschung der griechischen Rüsselkäfer. Zweiter Beitrag zur Fauna von Griechenland (Coleoptera, Curculionoidea). - Weevil News: No. 50: 7 pp., CURCULIO-Institute: Mönchengladbach. http://www.curci.de.