Weevil NEWS
1 March 2010
No. 50
Winkelmann, H., Bahr, F. & Bayer, C. (2010): Ergebnisse der Frühjahrsexkursion 2009 (1.Teil - Zentralgriechenland) zur Erforschung der griechischen Rüsselkäfer. Zweiter Beitrag zur Fauna von Griechenland. (Coleoptera: Curculionoidea). - Weevil News:
http://www.curci.de/Inhalt,
50: 7 pp., CURCULIO-Institute: Mönchengladbach
Ergebnisse der Frühjahrsexkursion 2009
(1.Teil - Zentralgriechenland)
zur Erforschung der griechischen Rüsselkäfer.
Zweiter Beitrag zur Fauna von Griechenland.
(Coleoptera: Curculionoidea)
von
Herbert Winkelmann (Berlin),
Friedhelm Bahr (Viersen) und Christoph Bayer (Berlin).
Mit 63 Abbildungen auf 25 Bildtafeln, 1 Karte und 1 Tabelle.
Received: 15 January 2010
Accepted: 15 February 2010
Published in Internet: 1 March 2010
Abstract
Within the framework of the research into the weevil fauna of Greece the authors carried through
two separate field trips to Central Greece and the Peloponnese in the springtime 2009.
This contribution deals with the first part of the excursion to the mainland of Greece from
7th to 18th April 2009. The text is visualized by photographs of selected weevils, host plants
and localities [
Tab. W50.1K].
In summary a list of 133 weevil species is given. These data will be added to the "Weevil Fauna of Greece"
(Bahr et al. 2009).
Zusammenfassung
Im Rahmen der Erforschung der Rüsselkäfer-Fauna Griechenlands wurde von den Autoren 2009 eine
Frühjahrsexkursion in zwei Teilen durchgeführt. Dieser Beitrag behandelt den ersten Exkursionsteil,
der vom 7.4. bis 18.4.2009 auf das griechische Festland führte. Eine Karte der Fundorte
[
Tab. W50.1K]
und Fotografien ausgewählter Biotope, Pflanzen und Tiere veranschaulichen den Text.
Alle 133 nachgewiesenen Arten werden in der beigefügten Artenliste aufgeführt und später in den
"Katalog der Rüsselkäfer Griechenlands" (Bahr et al. 2009) übernommen.
Keywords
Curculionoidea, excursion report, species list, faunistics, Greece.
Vorwort
Für die Bearbeitung der Rüsselkäferfauna Griechenlands gibt es große Mengen unbearbeiteten Materials in diversen öffentlichen und privaten Sammlungen. Für deren Bearbeitung bräuchte man viele Jahre, zumal die Autoren nicht hauptberuflich, sondern in ihrer Freizeit an diesem Projekt arbeiten.
Wenn wir trotzdem unser Geld und unsere Zeit für eigene Reisen nach Griechenland einsetzen, gibt es dafür vielfältige Gründe, auch um Land und Leute besser kennen zu lernen. Unsere Berichte sollen all denen kleine Einblicke geben, die nicht in der Lage sind, nach Griechenland zu reisen. Wir wollen auch Werbung machen, dieses vielfältige Land mit seinen Naturschönheiten zu besuchen und unseren Katalog (Bahr et. al. 2009) mit weiteren Arten zu ergänzen.
1. Einleitung
Nachdem die Autoren im Rahmen der Untersuchungen der Rüsselkäferfauna Griechenlands bereits über eine Sammelreise nach Rhodos berichteten (Bayer et al. 2007), folgt hier ein Exkursionsbericht (1. Teil), der im Frühjahr 2009 auf das griechische Festland führte. Da die Autoren aus terminlichen Gründen keine gemeinsame Exkursion veranstalten konnten, unternahm der Erstautor (in Begleitung seiner Ehefrau) den ersten, sehr frühen Exkursionsteil ins zentrale Ostgriechenland (Umgebung Katerini).
Durch die Aufteilung in zwei Exkursionsgruppen mit unterschiedlichen Sammelorten und Sammelzeiten hofften die Autoren, ein größeres Artenspektrum erfassen zu können.
2. Die Fundorte
Ein neues, komfortables Hotel
[
Tab. W50.1]
am Strand von Paralia (Hotel Mediterranean Princess, Olympic Beach) bildete den
Ausgangspunkt für Exkursionen in die nähere Umgebung bzw. nach Süden und Norden [Tab. W50.1K].
Die Fundorte im mittleren Griechenland (Ostküste)
Natürlich bot es sich an, die direkte Umgebung des Hotels [Tab. W50.1] [Tab. W50.2] zu untersuchen, der Strand (Olympic Beach, FO 1) [Tab. W50.3] erwies sich aber als völlig unergiebig, so dass auch schlechter erreichbare Strandabschnitte (FO 4, FO 7 [Tab. W50.4], FO 11 [Tab. W50.5]) aufgesucht wurden. Bei der kleinen Ortschaft Pydna erstreckt sich zur Küste ein größeres Feuchtgebiet (FO 8), das der Salzgewinnung dient. Eine Vielzahl an Vögeln, darunter auch viele Flamingos (Phoenicopterus ruber), nutzen dieses vielfältige Gebiet, dass leider weiträumig abgesperrt und daher nur vom Rand einsehbar ist.
Exkursionen ins westlich gelegene Pieria-Gebirge führten in die Umgebung von Elatochori (FO 3) und zur Ski-Station bei Elatochori ( FO 15) [Tab. W50.6]. Hier herrschte noch so kaltes, winterliches Wetter, dass nur ein Gesiebe unter den noch kahlen Buchen genommen wurde. Der westlichste Fundort lag schließlich am Lake Skifia (FO 9), wo die Vegetation ebenfalls noch sehr wenig entwickelt war.
Auf dem Weg ins Olymp-Gebirge gab es bei Litochoro (FO 2, FO 12) [Tab. W50.7] einige blühende Frühlingswiesen. Kalter Wind und die Nässe letzter Regenschauer hielten jedoch die meisten Insekten in ihren Verstecken zurück. Ein Aufstieg ins Olymp-Gebirge [Tab. W50.8] musste nach 3 Stunden abgebrochen werden, da die Schneedecke bis in die Baumzone hinabreichte [Tab. W50.7], wodurch hier noch Winterbedingungen herrschten und keinerlei Insektenaktivität beobachtet werden konnte.
Ganz anders sah es etwas weiter südlich im Wärme begünstigten Tembi-Tal [Tab. W50.9] aus, hier grünte und blühte bereits eine Vielzahl von Bäumen und Sträuchern. Selbst das etwas höher gelegene Ambelakia (FO 10) [Tab. W50.10] bot schon einen wunderbaren Frühlingsaspekt mit reichhaltiger Insektenfauna.
Die südlichen Fundorte
In der Hoffnung auf mehr Wärme und erste Funde von Hypera moczarskii führte eine Tagestour in die Umgebung der Hafenstadt Volos, von wo diese wenig bekannte Hypera- Art von Penecke (1936) beschrieben wurde. Von der inzwischen sehr großen Hafenstadt Volos führt eine Straße ins Pilion-Gebirge, dessen Gipfel sich bis auf rund 1400 m erheben. Ein kleiner Zwischenstopp bei Potaria (FO 5) überraschte, da hier die Vegetation schon so weit entwickelt war, dass erste Königskerzen (Verbascum sp.) zu blühen begannen [Tab. W50.11]. Noch etwas höher bei Drakia (FO 6) war es jedoch wieder viel kälter, und die Vegetation in den Buchenwäldern war dementsprechend weit zurück. Ein Gesiebe dort erbrachte nur wenige Tiere.
Die nördlichen Fundorte
Am letzten Tag (18.4.2009) verblieb bis zum Abflug noch etwas Zeit, und das sonnige Frühlingswetter lockte zu einem Blitz- Besuch des Kerkini-Sees (FO 14) [Tab. W50.12], der durch seinen Vogelreichtum bekannt ist: Unter anderem kommt hier der Krauskopfpelikan (Pelecanus crispus) vor [Tab. W50.12]. Bei einer gemeinsamen Sammelreise (2003) hatten die Autoren bereits einen kurzen Halt am Ufer des Kerkini-Sees gemacht. Wegen der interessanten Sumpfvegetation [Tab. W50.13] wurde dieser Standort für weitere Besuche vorgemerkt. Diesmal waren die Wiesen aber noch weitgehend überflutet, so dass sich die Bäume am Ufer [Tab. W50.14] als ertragreicher erwiesen.
Auf dem Weg zum Kerkini-See hielten wir vorher in der Nähe des Lake Doirani bei Amaranta (FO 13). Direkt bis zu einem Parkplatz an der Straße erstreckt sich eine verwilderte Wiese mit jungen Bäumen [Tab. W50.15]. Allein diese Wiese hätte sich für einen längeren Aufenthalt gelohnt, aber die Zeit drängte zur schnellen Weiterfahrt.
Kritische Anmerkung zu den Fundortnamen
Wir haben uns bemüht, die Fundorte ohne Koordinatennennung möglichst eindeutig zu benennen, leider gibt es bei den Schreibweisen der Örtlichkeiten keine Einheitlichkeit. Orte werden auf dem Ortseingangsschild anders geschrieben als auf dem Ortsausgangsschild, jede Karte enthält andere Schreibweisen, durch Übersetzungen entstehen weitere Schreibvarianten - eine derartige Vielfalt ist uns nur aus Griechenland bekannt!
3. Nachgewiesene Arten
Der frühe Exkursionstermin und die ungünstigen Wetterbedingungen [
Tab. W50.16] ermöglichten anfänglich leider keinerlei interessante Beobachtungen; die Tiere waren entweder noch gar nicht aktiv oder mussten sich vor den winterlichen Klimabedingungen (Kälte, Wind) schützen. Erst gegen Ende des Exkursionszeitraumes verbesserten sich die Bedingungen deutlich, so dass auch immer mehr Arten aktiv wurden und nun auch teilweise an den Pflanzen beobachtet werden konnten. Allerdings fehlte dann die Zeit, um vorzeigbare Lebendfotos von den überwiegend kleinen Rüsselkäferarten zu erhalten. So ergibt sich oft der Konflikt, die vorhandene Zeit zum Aufspüren von Arten zu nutzen oder viel Zeit für die Fotodokumentation zu investieren - beides ist wichtig, aber nicht gleichzeitig machbar.
Liste der Arten
Insgesamt konnten 133 Arten [
Tab. W50.Artenliste] nachgewiesen werden. Bei einigen Arten ist eine endgültige Artbestimmung noch nicht erfolgt, hier sind wir teilweise wiederum auf die freundliche Unterstützung durch Kollegen mit Spezialwissen angewiesen.
Im Vergleich zu der aktuellen Sammelliste von Germann (2009), der im gleichen Jahr im Mai 14 Tage auf Kreta 61 Rüsselkäferarten erfasst hat, fällt die geringe Zahl gemeinsam nachgewiesener Arten auf:
14 Arten (vgl. Artenliste: fettgedruckte Arten)! Vermutlich ist das Artenspektrum verschiedener Landesteile Griechenlands sehr unterschiedlich, und kleinere Abweichungen im zeitlichen Erscheinen führen zudem zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. So wird es nur durch eine Vielzahl von Exkursionen möglich sein, die Gesamtfauna möglichst komplett zu erfassen. - Einige bemerkenswerte Arten sollen im Folgenden kurz kommentiert werden.
Kommentare zu ausgewählten Taxa:
Ceutorhynchus viridipennis C. Brisout, 1869
Am Fundort 5 fielen an gelb blühenden Kreuzblütlern die auffällig geformten Früchte [
Tab. W50.17] auf. Die für die Keulen-Zackenschote (
Bunias erucago L.) typischen Früchte ermunterten zu einer gründlichen Nachsuche, die dann insgesamt 6 Exemplare dieser metallisch blauen
Ceutorhynchus-Art erbrachte. Mit Kenntnis dieser Pflanzenbindung sollten mehr Nachweise von
Ceutorhynchus viridipennis gelingen. Zur Bestimmung der Pflanzen standen uns u.a. folgende Quellen zur Verfügung: Polunin & Huxley (1981), Sfikas (1989) und Strasser (1997).
Cionus balianii Solari, 1932
Für das benachbarte Bulgarien gibt Angelov (1980) 19
Cionus-Arten an. Da im September 2009 im Griechenland-Katalog (Bahr et al. 2009) erst 10
Cionus-Arten aufgeführt sind, dürfte das Artenspektrum in dieser Gattung noch nicht vollständig sein. Am Fundort 3 standen an vergrasten Wegrändern kahle, letztjährige, verholzte
Scrophularia canina L.-Stauden, die an der Basis frisch austrieben [
Tab. W50.18]. An diesen gut geschützten Austrieben saßen einige
Cionus mit brauner Grundfärbung. Angelov (1980) führt für Bulgarien aus dieser
Cionus-Gruppe drei Arten an:
C. ungulatus Germar, 1821;
C. galanus Angelov, 1978 und
C. schoenherri Brisout, 1863. Die letztgenannte Art ist mit etwas Übung im Gelände leicht am gelb-orangen Rand der großen Flügeldeckelmakel erkennbar; der Erstautor kennt diese Art allerdings bisher nur aus dem südlichen Westeuropa. Nach den bei Angelov (1980) abgebildeten Aedoeagus-Skizzen konnte die Art von Fundort 3 als
C. galanus Angelov, 1978 identifiziert werden.
Dieckmann & Behne (1994) nennen
C. galanus als synonym zu C. balianii und bemerken, dass diese Art auf Scrophularia-Arten in Italien, auf der Balkanhalbinsel und in Anatolien vorkommt. Unter den 15 gefundenen Exemplaren zeigen nur die wenigen Männchen die auffällig verlängerten Klauenglieder an den Vordertarsen.
Datonychus cf. paslavszkyi (Kuthy, 1890)
Aus der Gattung
Datonychus gibt es in Deutschland die sehr seltene Art
Datonychus paslavszkyi, die hier nur von den Südhängen des Kyffhäusers (Dieckmann 1972) bekannt ist und dort sehr versteckt unter den Blättern von
Salvia pratensis L. lebt. Am Fundort 3 gelang unter gleichen Sammelbedingungen der Nachweis von 3 Exemplaren unter
Salvia sclarea L. [
Tab. W50.19] (vgl. auch
Phrydiuchus tau Warner, 1969). Trotz gezielter Nachsuche an weiteren Standorten war kein weiterer Nachweis von
D. paslavszkyi möglich. Die Art wird im "Catalogue of the Ceutorhynchinae of the World" (Colonnelli 2004) nicht für Griechenland angegeben. Geringste Abweichungen in Körpergröße und Form des Aedoeagus sind bei derartig geringen Vergleichsmöglichkeiten schwer einzuschätzen, eine Überprüfung durch unseren Kollegen E. Colonnelli würde sicher endgültige Klarheit über die richtige Artzugehörigkeit bringen.
Donus cyrtus (Germar, 1821)
Am Straßenrand oberhalb des Ortes Ambelakia (FO 10) überraschte die vielfältige Vegetation [
Tab. W50.10]. Mehrere Blattrosetten eines nicht identifizierbaren Korbblütlers (vermutlich Flockenblume -
Centaurea sp.) zeigten deutliche Fraßspuren [
Tab. W50.20], die von
Hyperini-Larven stammten. Diese waren bereits so kräftig entwickelt, dass es sich offensichtlich um
Donus-Larven [
Tab. W50.20] handelte. Trotz gründlicher Suche konnten jedoch nur 4 Larven gefunden werden. In den nächsten Tagen wurden sie mit Blättern der Wirtspflanze gefüttert, und die weitere Entwicklung [
Tab. W50.20] bereitete keine Probleme. Später schlüpften aus den vier gegitterten Kokons Imagines von
Donus cyrtus, die ersatzweise mit Blättern der Wiesen-Flockenblume (
Centaurea jacea L.) gefüttert wurden. Die Originalpflanze wird noch kultiviert und könnte, wenn sie blühen sollte, noch identifiziert werden.
Donus cyrtus ist eine südosteuropäische Art, die im Westen bis Italien vorkommt und überwiegend in Küstennähe gesammelt wird. Aus Griechenland liegen aber auch Funde aus größeren Höhen zwischen 1000 m und 1500 m vor. Diese Tiere wirken meist kompakter. Ob die Art in der Höhe andere Entwicklungspflanzen bevorzugt, müsste noch geklärt werden.
Die unglückliche, zeitweise Umbenennung des Gattungsnamens
Donus (in
Neoglanis) wurde inzwischen durch Skuhrovec (2008) wieder rückgängig gemacht.
Hypera moczarskii Penecke, 1936
Diese
Hypera-Art wird oft falsch determiniert, da ihre Beschreibung erst 1936 durch Penecke erfolgte und er sie fälschlich in die Verwandtschaft von
Donus tesselatus Herbst, 1795 stellte. Als Herkunft nennt Penecke (1936): "Volo in Thessalien", Angaben zur Biologie fehlten bisher.
Trotz intensiver Suche nach dieser Art, konnte kein Exemplar gefunden werden. Bei der Aufzucht einiger
Hypera-Larven vom Strand bei Pydna (FO 7) schlüpften mehrere Exemplare von
H. postica und ein Exemplar von
H. moczarskii, so dass diese seltene Art hier erstmals im Bild gezeigt werden kann [
Tab. W50.21]. Die lebenden Larven zeigten bei oberflächlicher Betrachtung leider keine auffälligen Unterschiede.
Über die Erkennungsmerkmale, Gruppenzugehörigkeit, die aktuelle Verbreitung und erste Erkenntnisse zur Biologie ist eine getrennte, ausführliche Publikation in Vorbereitung (Winkelmann, in Vorb.).
Phrydiuchus tau Warner, 1969
Die Gattung
Phrydiuchus ist für ihre sehr versteckte Lebensweise unter den Blattrosetten von Salvia-Arten bekannt. Trotzdem ist selbst bei gezielter Suche oft kein Nachweis möglich. Im "Catalogue of the Ceutorhynchinae of the World" (Colonnelli 2004) wird von den 5 bekannten Arten nur
Phrydiuchus tau für Griechenland angegeben. Als Entwicklungspflanzen nennt Colonnelli dort
Salvia aethiops L. und
Salvia verticillata L. Am Fundort 3 gelang bei der Suche nach
Datonychus zufällig der Nachweis von 3
Phrydiuchus-Exemplaren unter
Salvia-Rosetten [
Tab. W50.22]. Da die
Salvia-Art am Fundort nicht eindeutig identifizierbar war, wurde eine mittelgroße Pflanze entnommen und im Garten des Erstautors zur Blüte gebracht. Die Pflanze konnte dann als Muskateller-Salbei (
Salvia sclarea) [
Tab. W50.19] identifiziert werden. Zur Überraschung des Erstautors erschien am 29.5.2009 ein frisch entwickeltes
Phrydiuchus-Exemplar auf den oberen Stängelblättern, war aber nach zwei Tagen nicht mehr zu beobachten. Eine weitere Nachsuche an
Salvia sclarea in Griechenland ist geplant und könnte den Nachweis erbringen, dass diese auffällige
Salvia-Art eine weitere Entwicklungspflanze von
Phrydiuchus tau ist.
Sitona verecundus Rossi, 1890
Von allen griechischen Sitona-Arten lässt sich diese Art durch die metallisch grünen Schuppen an den Körperseiten [
Tab. W50.23] leicht unterscheiden. In älteren Sammlungen ist die Art teilweise in größeren Serien belegt. Da den Autoren bisher jedoch nur wenige Nachweise gelangen, stellt sich die Frage, ob es bei dieser Art einen deutlichen Rückgang gibt. Obwohl am FO 3 insgesamt 3 Ex. gefunden wurden, konnte kein eindeutiger Bezug zu einer Entwicklungspflanze hergestellt werden.
4. Diskussion
Die sehr frühe und kalte Jahreszeit, häufige Regentage [
Tab. W50.16] und kräftiger Wind reduzierten die Freilandaktivitäten des Erstautors erheblich. Trotzdem gelang mit rund 130 Arten der Nachweis unerwartet vieler Arten, auch wenn diese erst in Einzelexemplaren oder frisch entwickelt in Erscheinung traten. Neben vielen weit verbreiteten und regelmäßig gesammelten Arten konnten einige Arten gefunden werden, die die Autoren bisher noch nicht in Griechenland nachgewiesen hatten.
Unsere im Rhodos-Beitrag (Bayer et al. 2007) aufgestellte Hypothese, im April eine optimale Zeit für die Erfassung von
Hyperini-Larven zu haben, die dann relativ einfach aufgezogen werden können (Dieckmann 1989), konnte im ersten Exkursionsteil nicht so erfolgreich, wie erhofft, bestätigt werden. Viele Niederschläge und Wind trieben die meisten Larven in sichere, geschützte Verstecke, und so wurden lediglich Einzelexemplare gefunden.
Anmerkungen zum Naturschutz
Die vielen kleinen, flachen, durch den Regen entstandenen Temporärgewässer [
Tab. W50.2] auf den Brach- und Ruderalflächen an der Küste sind für viele Insekten und Amphibien wichtige Brutstätten. Entweder schaffen es die Larven, rechtzeitig mit der Entwicklung fertig zu werden, oder sie sterben durch zu schnelle Austrocknung [
Tab. W50.24]. Auch der Druck durch diverse Fressfeinde ist enorm hoch, regelmäßig sieht man z.B. Reiher, die hier einen "reichhaltig gedeckten Tisch" vorfinden. Auch einige Reptilien, wie Sumpfschildkröten und Schlangen, lassen sich hier gelegentlich beobachten.
Für den Naturfreund ist es allerdings ein trauriger Anblick, wenn man die maschinell weitflächig leer geräumten Strände sieht [
Tab. W50.3]. Hier werden einmalige Strandbiotope dauerhaft zerstört, Pflanzen und Tieren wird der Lebensraum genommen, und dann wird dieser Naturfrevel als "Sauberer Strand" hoch gelobt. Hier wäre ein besserer Austausch zwischen Tourismus- und Naturschutzvertretern dringend nötig, denn wenn die Strandbiotope weiträumig zerstört und die dort vorkommenden Arten vernichtet sind, werden die hochempfindlichen Arten mit kleinen Verbreitungsgebieten endgültig verschwinden. Sicher werden unempfindliche und weiter verbreitete Arten derartige Strandbiotope stets erneut besiedeln, aber die Artenzahlen werden immer weiter sinken. Derartige Schäden werden in der Regel auch nicht durch Entomologen verursacht [
Tab. W50.25], denen der Erhalt empfindlicher Biotope ein Hauptanliegen ist. In Zukunft werden wir gezielt auch Biotope zeigen, wie sie im Laufe von Jahren verändert werden; hoffentlich werden wir auch positive Beispiele zeigen können.
5. Danksagung
Der Erstautor möchte sich ganz besonders bei seiner Ehefrau Ulrike für die liebevolle Unterstützung und die stressfreien Tage während des Griechenlandaufenthaltes bedanken. Gedankt sei außerdem auch den Mitgliedern des CURCULIO-Instituts, die unsere Arbeit immer vielfältig unterstützen und fördern.
6. Literatur & Kataloge
Angelov, P.A. (1980): Fauna Bulgarica, 10, Coleoptera, Curculionidae, IV Part, Calandrinae. 2. Sofia, 301.
Bahr, F., Winkelmann, H. & Bayer, C. (15nd October, 2009): The Curculionoidea-Fauna of Greece. - Le Charançon: Catalogues & Keys, No. 4, CURCULIO-Institute, Mönchengladbach.
Bayer, C., H. Winkelmann & F. Bahr (2007): Ergebnisse einer faunistischen Studie auf der Insel Rhodos. Erster Beitrag zur Fauna von Griechenland (Coleoptera, Curculionoidea). - Weevil News: No. 37: 10 pp., CURCULIO-Institute: Mönchengladbach. http://www.curci.de
Colonnelli E. (2004): Catalogue of Ceutorhynchini of the world, with a key to genera. Barcelona.
Dieckmann L. (1972): Beiträge zur Insektenfauna der DDR: Coleoptera - Curculionidae: Ceutorhynchinae. Entomologische Nachrichten und Berichte, 22, 3-128.
Dieckmann L. (1989): Die Zucht mitteleuropäischer Hyperini-Arten (Coleoptera, Curculionidae). Entomologische Nachrichten und Berichte, 33, 97-102.
Dieckmann L. & Behne L. (1994): Ergänzungen und Berichtigungen zu Freude-Harde-Lohse "Die Käfer Mitteleuropas", Band 11 (1983). 93. Familie: Curculionidae.(p.295). In: Lohse G.A.L. & Lucht W. H. (1994): Die Käfer Mitteleuropas. 3. Supplementband. Goecke & Evers, Krefeld, 403 S..
Germann, C. (2009): Bericht über eine Exkursion nach Kreta (Griechenland) mit Einblicken in die Rüsselkäfer-Fauna (Coleoptera, Curculionoidea). - Weevil News: No. 46: 5 pp., CURCULIO-Institute: Mönchengladbach. http://www.curci.de
Penecke K. A. (1936): Neubeschreibungen, kritische Darlegungen und kurze Mitteilungen usw. Koleopterologische Rundschau 21 (6): pp.212-214.
Polunin O., & Huxley A. (1981): Blumen am Mittelmeer. BLV Verlagsgesellschaft, 5. Auflage, München, Wien, Zürich, 240 S.
Sfikas, G. (1989): Die wilden Blumen Kretas. Efstathiadis Group, Athens, 320.
Skuhrovec J. (2008): Taxonomic changes within the tribe Hyperini (Coleoptera: Curculionidae). Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae, 48 (2), pp. 677-690.
Strasser W. (1997): Pflanzen des Peloponnes (Süd-Griechenland). A.R.G. Gantner Verlag KG, Vaduz/Lichtenstein, 321 S.
Adressen der Autoren
Herbert Winkelmann
Attendorner Weg 39A
D-13507 Berlin / Germany
E-Mail: hyperiniwinkelmann@web.de
Friedhelm Bahr
Heinz-Luhnen-Straße 20
D-41751Viersen / Germany
E-Mail: Fried.Bahr@t-online.de
Christoph Bayer
Steilpfad 76
D-13509 Berlin / Germany
E-Mail: baris.bayer@arcor.de